Heyden, Friedrich von: Der graue John. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 177–231. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.zu erinnern, daß Mr. Williams die Toasts ein wenig braun lieben. -- Mit Erlaubniß, Gentlemen, ich muß ihr nach. Machen Sie es sich bequem unterdessen. Damit eilte der muntere Wirth in die Küche, von wo aus man ihn mit Stentorstimme Befehle ertheilen hörte. Die fernere Bedienung entsprach dem freundlichen und aufmerksamen Empfange. Sie war zwar im ländlichen Geschmacke, aber vortrefflich, und da Williams hier alle acht Tage einkehrte, so wurde er weniger als ein Gast, denn als ein hochgeachtetes Mitglied der Familie behandelt, die aus dem Wirthe, seiner freundlichen Gattin und der artigen, ein wenig schelmischen Betty bestand. Williams zeigte sich in diesem heitern Kreise in voller Liebenswürdigkeit. Harmlose Scherze wechselten mit feinen Bemerkungen über das Leben und anziehend vorgetragenen Anekdoten und Reiseabenteuern. Unsere Landsleute verlebten einen höchst angenehmen Abend, einen durch Genuß reizender Natur und dörflicher Sabbathstille erfreulichen Sonntag, und als sie am Montage Morgens, ganz entzückt von dieser Landpartie, mit Herrn Williams nach London zurückzukehren sich anschickten, erwies es sich, daß sie der Familie in der Papstmütze nicht minder gefallen, und sie wurden dringend gebeten, Mr. Williams an jedem Sonnabende zu begleiten. Die Rückkehr an der Seite des neuen Freundes, denn Williams hatte die Jünglinge ganz eingenommen, zu erinnern, daß Mr. Williams die Toasts ein wenig braun lieben. — Mit Erlaubniß, Gentlemen, ich muß ihr nach. Machen Sie es sich bequem unterdessen. Damit eilte der muntere Wirth in die Küche, von wo aus man ihn mit Stentorstimme Befehle ertheilen hörte. Die fernere Bedienung entsprach dem freundlichen und aufmerksamen Empfange. Sie war zwar im ländlichen Geschmacke, aber vortrefflich, und da Williams hier alle acht Tage einkehrte, so wurde er weniger als ein Gast, denn als ein hochgeachtetes Mitglied der Familie behandelt, die aus dem Wirthe, seiner freundlichen Gattin und der artigen, ein wenig schelmischen Betty bestand. Williams zeigte sich in diesem heitern Kreise in voller Liebenswürdigkeit. Harmlose Scherze wechselten mit feinen Bemerkungen über das Leben und anziehend vorgetragenen Anekdoten und Reiseabenteuern. Unsere Landsleute verlebten einen höchst angenehmen Abend, einen durch Genuß reizender Natur und dörflicher Sabbathstille erfreulichen Sonntag, und als sie am Montage Morgens, ganz entzückt von dieser Landpartie, mit Herrn Williams nach London zurückzukehren sich anschickten, erwies es sich, daß sie der Familie in der Papstmütze nicht minder gefallen, und sie wurden dringend gebeten, Mr. Williams an jedem Sonnabende zu begleiten. Die Rückkehr an der Seite des neuen Freundes, denn Williams hatte die Jünglinge ganz eingenommen, <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0024"/> zu erinnern, daß Mr. Williams die Toasts ein wenig braun lieben. — Mit Erlaubniß, Gentlemen, ich muß ihr nach. Machen Sie es sich bequem unterdessen. Damit eilte der muntere Wirth in die Küche, von wo aus man ihn mit Stentorstimme Befehle ertheilen hörte.</p><lb/> <p>Die fernere Bedienung entsprach dem freundlichen und aufmerksamen Empfange. Sie war zwar im ländlichen Geschmacke, aber vortrefflich, und da Williams hier alle acht Tage einkehrte, so wurde er weniger als ein Gast, denn als ein hochgeachtetes Mitglied der Familie behandelt, die aus dem Wirthe, seiner freundlichen Gattin und der artigen, ein wenig schelmischen Betty bestand. Williams zeigte sich in diesem heitern Kreise in voller Liebenswürdigkeit. Harmlose Scherze wechselten mit feinen Bemerkungen über das Leben und anziehend vorgetragenen Anekdoten und Reiseabenteuern. Unsere Landsleute verlebten einen höchst angenehmen Abend, einen durch Genuß reizender Natur und dörflicher Sabbathstille erfreulichen Sonntag, und als sie am Montage Morgens, ganz entzückt von dieser Landpartie, mit Herrn Williams nach London zurückzukehren sich anschickten, erwies es sich, daß sie der Familie in der Papstmütze nicht minder gefallen, und sie wurden dringend gebeten, Mr. Williams an jedem Sonnabende zu begleiten.</p><lb/> <p>Die Rückkehr an der Seite des neuen Freundes, denn Williams hatte die Jünglinge ganz eingenommen,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0024]
zu erinnern, daß Mr. Williams die Toasts ein wenig braun lieben. — Mit Erlaubniß, Gentlemen, ich muß ihr nach. Machen Sie es sich bequem unterdessen. Damit eilte der muntere Wirth in die Küche, von wo aus man ihn mit Stentorstimme Befehle ertheilen hörte.
Die fernere Bedienung entsprach dem freundlichen und aufmerksamen Empfange. Sie war zwar im ländlichen Geschmacke, aber vortrefflich, und da Williams hier alle acht Tage einkehrte, so wurde er weniger als ein Gast, denn als ein hochgeachtetes Mitglied der Familie behandelt, die aus dem Wirthe, seiner freundlichen Gattin und der artigen, ein wenig schelmischen Betty bestand. Williams zeigte sich in diesem heitern Kreise in voller Liebenswürdigkeit. Harmlose Scherze wechselten mit feinen Bemerkungen über das Leben und anziehend vorgetragenen Anekdoten und Reiseabenteuern. Unsere Landsleute verlebten einen höchst angenehmen Abend, einen durch Genuß reizender Natur und dörflicher Sabbathstille erfreulichen Sonntag, und als sie am Montage Morgens, ganz entzückt von dieser Landpartie, mit Herrn Williams nach London zurückzukehren sich anschickten, erwies es sich, daß sie der Familie in der Papstmütze nicht minder gefallen, und sie wurden dringend gebeten, Mr. Williams an jedem Sonnabende zu begleiten.
Die Rückkehr an der Seite des neuen Freundes, denn Williams hatte die Jünglinge ganz eingenommen,
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Zitationshilfe: | Heyden, Friedrich von: Der graue John. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 177–231. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heyden_john_1910/24>, abgerufen am 16.02.2025. |