Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heyden, Friedrich von: Der graue John. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 177–231. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

die Angabe ihrer Namen und ihrer Wohnung vollkommen genüge.

Die Bekanntmachung war darauf wirklich in den Tagesblättern zu lesen und hing an der Börse aus, indeß Niemand fand sich um den Ring in Anspruch zu nehmen, und so befindet er sich in Eduard's Besitze bis zu dieser Stunde.

Wenige Tage nachher kam es den beiden Freunden in den Sinn, wieder eine ländliche Wanderung anzutreten. Es war Sonnabends Vormittags um drei Uhr, denn erst die vierte oder fünfte Stunde gilt zu London als die des Mittags. Sie wollten in irgend einem angenehmen Landwirthshause ihre Mahlzeit einnehmen, dort die Nacht und den Sonntag zubringen, um Montags früh wieder zur Stadt zurückzukehren. Das Wetter war entzückend, und die Landschaft malerisch. Ihr Weg führte sie durch einen offenen Park, welcher zum ländlichen Palaste eines bekannten Herzogs gehört und eine Fülle von Reizen darbietet, die jeder Wanderer nach Belieben genießen kann. Als sie in einer der großen Alleen fortwandelten, die Blicke bald rechts, bald links auf herrliche Laubholzperspectiven, oder auf klare Wasserspiegel richtend, nahmen sie einen Gentleman wahr, der, auf einer Bank am Wege sitzend, in einem Buche las. Sie wollten an ihm vorübergehen. Als sie ihm indessen ganz nahe waren, blickte er plötzlich auf, schien durch die Erscheinung der jungen Leute sehr überrascht zu werden, sammelte sich indeß

die Angabe ihrer Namen und ihrer Wohnung vollkommen genüge.

Die Bekanntmachung war darauf wirklich in den Tagesblättern zu lesen und hing an der Börse aus, indeß Niemand fand sich um den Ring in Anspruch zu nehmen, und so befindet er sich in Eduard's Besitze bis zu dieser Stunde.

Wenige Tage nachher kam es den beiden Freunden in den Sinn, wieder eine ländliche Wanderung anzutreten. Es war Sonnabends Vormittags um drei Uhr, denn erst die vierte oder fünfte Stunde gilt zu London als die des Mittags. Sie wollten in irgend einem angenehmen Landwirthshause ihre Mahlzeit einnehmen, dort die Nacht und den Sonntag zubringen, um Montags früh wieder zur Stadt zurückzukehren. Das Wetter war entzückend, und die Landschaft malerisch. Ihr Weg führte sie durch einen offenen Park, welcher zum ländlichen Palaste eines bekannten Herzogs gehört und eine Fülle von Reizen darbietet, die jeder Wanderer nach Belieben genießen kann. Als sie in einer der großen Alleen fortwandelten, die Blicke bald rechts, bald links auf herrliche Laubholzperspectiven, oder auf klare Wasserspiegel richtend, nahmen sie einen Gentleman wahr, der, auf einer Bank am Wege sitzend, in einem Buche las. Sie wollten an ihm vorübergehen. Als sie ihm indessen ganz nahe waren, blickte er plötzlich auf, schien durch die Erscheinung der jungen Leute sehr überrascht zu werden, sammelte sich indeß

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0017"/>
die Angabe ihrer Namen und ihrer Wohnung vollkommen genüge.</p><lb/>
        <p>Die Bekanntmachung war darauf wirklich in den Tagesblättern zu lesen und hing an der                Börse aus, indeß Niemand fand sich um den Ring in Anspruch zu nehmen, und so befindet                er sich in Eduard's Besitze bis zu dieser Stunde.</p><lb/>
        <p>Wenige Tage nachher kam es den beiden Freunden in den Sinn, wieder eine ländliche                Wanderung anzutreten. Es war Sonnabends Vormittags um drei Uhr, denn erst die vierte                oder fünfte Stunde gilt zu London als die des Mittags. Sie wollten in irgend einem                angenehmen Landwirthshause ihre Mahlzeit einnehmen, dort die Nacht und den Sonntag                zubringen, um Montags früh wieder zur Stadt zurückzukehren. Das Wetter war                entzückend, und die Landschaft malerisch. Ihr Weg führte sie durch einen offenen                Park, welcher zum ländlichen Palaste eines bekannten Herzogs gehört und eine Fülle                von Reizen darbietet, die jeder Wanderer nach Belieben genießen kann. Als sie in                einer der großen Alleen fortwandelten, die Blicke bald rechts, bald links auf                herrliche Laubholzperspectiven, oder auf klare Wasserspiegel richtend, nahmen sie                einen Gentleman wahr, der, auf einer Bank am Wege sitzend, in einem Buche las. Sie                wollten an ihm vorübergehen. Als sie ihm indessen ganz nahe waren, blickte er                plötzlich auf, schien durch die Erscheinung der jungen Leute sehr überrascht zu                werden, sammelte sich indeß<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0017] die Angabe ihrer Namen und ihrer Wohnung vollkommen genüge. Die Bekanntmachung war darauf wirklich in den Tagesblättern zu lesen und hing an der Börse aus, indeß Niemand fand sich um den Ring in Anspruch zu nehmen, und so befindet er sich in Eduard's Besitze bis zu dieser Stunde. Wenige Tage nachher kam es den beiden Freunden in den Sinn, wieder eine ländliche Wanderung anzutreten. Es war Sonnabends Vormittags um drei Uhr, denn erst die vierte oder fünfte Stunde gilt zu London als die des Mittags. Sie wollten in irgend einem angenehmen Landwirthshause ihre Mahlzeit einnehmen, dort die Nacht und den Sonntag zubringen, um Montags früh wieder zur Stadt zurückzukehren. Das Wetter war entzückend, und die Landschaft malerisch. Ihr Weg führte sie durch einen offenen Park, welcher zum ländlichen Palaste eines bekannten Herzogs gehört und eine Fülle von Reizen darbietet, die jeder Wanderer nach Belieben genießen kann. Als sie in einer der großen Alleen fortwandelten, die Blicke bald rechts, bald links auf herrliche Laubholzperspectiven, oder auf klare Wasserspiegel richtend, nahmen sie einen Gentleman wahr, der, auf einer Bank am Wege sitzend, in einem Buche las. Sie wollten an ihm vorübergehen. Als sie ihm indessen ganz nahe waren, blickte er plötzlich auf, schien durch die Erscheinung der jungen Leute sehr überrascht zu werden, sammelte sich indeß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T11:12:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T11:12:58Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heyden_john_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heyden_john_1910/17
Zitationshilfe: Heyden, Friedrich von: Der graue John. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 177–231. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heyden_john_1910/17>, abgerufen am 24.11.2024.