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[Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 2. Zürich u. a., 1843.

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"Und nun der Witz? wir bitten dich!"
Ihr kennt die Frau so gut, wie ich;
Sie ist die schönste weit und breit,
Ihr Anblick die volle Seligkeit.
Ihr kennt wohl auch des Nachbars Hahn,
Dem ihr so viel zu Leid gethan;
Und wenn ihr mich nach dem dritten fragt:
Du, deutsches Volk, du bist die Magd!
Doch wenn ihr den Hahn auch mordet, ihr Sklaven,
So denkt darum nicht länger zu schlafen!
Erst weckt' euch die Frau nach dem Hahnenschrei,
Nun ist's mit dem Schlummer auf ewig vorbei.
Die Freiheit kommt wie ein Dieb in der Nacht
Und ruft euch zu: Erwacht! erwacht!

„Und nun der Witz? wir bitten dich!“
Ihr kennt die Frau ſo gut, wie ich;
Sie iſt die ſchönſte weit und breit,
Ihr Anblick die volle Seligkeit.
Ihr kennt wohl auch des Nachbars Hahn,
Dem ihr ſo viel zu Leid gethan;
Und wenn ihr mich nach dem dritten fragt:
Du, deutſches Volk, du biſt die Magd!
Doch wenn ihr den Hahn auch mordet, ihr Sklaven,
So denkt darum nicht länger zu ſchlafen!
Erſt weckt' euch die Frau nach dem Hahnenſchrei,
Nun iſt's mit dem Schlummer auf ewig vorbei.
Die Freiheit kommt wie ein Dieb in der Nacht
Und ruft euch zu: Erwacht! erwacht!

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[82/0092] „Und nun der Witz? wir bitten dich!“ Ihr kennt die Frau ſo gut, wie ich; Sie iſt die ſchönſte weit und breit, Ihr Anblick die volle Seligkeit. Ihr kennt wohl auch des Nachbars Hahn, Dem ihr ſo viel zu Leid gethan; Und wenn ihr mich nach dem dritten fragt: Du, deutſches Volk, du biſt die Magd! Doch wenn ihr den Hahn auch mordet, ihr Sklaven, So denkt darum nicht länger zu ſchlafen! Erſt weckt' euch die Frau nach dem Hahnenſchrei, Nun iſt's mit dem Schlummer auf ewig vorbei. Die Freiheit kommt wie ein Dieb in der Nacht Und ruft euch zu: Erwacht! erwacht!

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Zitationshilfe: [Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 2. Zürich u. a., 1843, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte02_1843/92>, abgerufen am 21.11.2024.