Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 2. Zürich u. a., 1843.

Bild:
<< vorherige Seite
Einstens, hört' ich, ging ein Engel
durch der Herren Länder fragen,
Ob ihr Boden nicht den Samen
auch der Freiheit möchte tragen?
Und er bat um wenig Erde
und er bat um wenig Raum,
Wenig Raum und wenig Erde
braucht ein solcher Freiheitsbaum.
Doch sie riefen ihre Schergen
in die Thäler, auf die Hügel,
Und der Engel nahm den Samen
wieder unter seine Flügel,
Trug ihn aus dem finstern Lande
in der Berge Purpurschein,
Senkt' ihn statt in lockrer Erde,
in den Schooß der Felsen ein.
Einſtens, hört' ich, ging ein Engel
durch der Herren Länder fragen,
Ob ihr Boden nicht den Samen
auch der Freiheit möchte tragen?
Und er bat um wenig Erde
und er bat um wenig Raum,
Wenig Raum und wenig Erde
braucht ein ſolcher Freiheitsbaum.
Doch ſie riefen ihre Schergen
in die Thäler, auf die Hügel,
Und der Engel nahm den Samen
wieder unter ſeine Flügel,
Trug ihn aus dem finſtern Lande
in der Berge Purpurſchein,
Senkt' ihn ſtatt in lockrer Erde,
in den Schooß der Felſen ein.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0055" n="45"/>
          <lg n="6">
            <l>Ein&#x017F;tens, hört' ich, ging ein Engel</l><lb/>
            <l>durch der Herren Länder fragen,</l><lb/>
            <l>Ob ihr Boden nicht den Samen</l><lb/>
            <l>auch der Freiheit möchte tragen?</l><lb/>
            <l>Und er bat um wenig Erde</l><lb/>
            <l>und er bat um wenig Raum,</l><lb/>
            <l>Wenig Raum und wenig Erde</l><lb/>
            <l>braucht ein &#x017F;olcher Freiheitsbaum.</l><lb/>
          </lg>
          <lg n="7">
            <l>Doch &#x017F;ie riefen ihre Schergen</l><lb/>
            <l>in die Thäler, auf die Hügel,</l><lb/>
            <l>Und der Engel nahm den Samen</l><lb/>
            <l>wieder unter &#x017F;eine Flügel,</l><lb/>
            <l>Trug ihn aus dem fin&#x017F;tern Lande</l><lb/>
            <l>in der Berge Purpur&#x017F;chein,</l><lb/>
            <l>Senkt' ihn &#x017F;tatt in lockrer Erde,</l><lb/>
            <l>in den Schooß der Fel&#x017F;en ein.</l><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[45/0055] Einſtens, hört' ich, ging ein Engel durch der Herren Länder fragen, Ob ihr Boden nicht den Samen auch der Freiheit möchte tragen? Und er bat um wenig Erde und er bat um wenig Raum, Wenig Raum und wenig Erde braucht ein ſolcher Freiheitsbaum. Doch ſie riefen ihre Schergen in die Thäler, auf die Hügel, Und der Engel nahm den Samen wieder unter ſeine Flügel, Trug ihn aus dem finſtern Lande in der Berge Purpurſchein, Senkt' ihn ſtatt in lockrer Erde, in den Schooß der Felſen ein.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte02_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte02_1843/55
Zitationshilfe: [Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 2. Zürich u. a., 1843, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte02_1843/55>, abgerufen am 25.11.2024.