[Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 2. Zürich u. a., 1843.Die Lerche war's, nicht die Nachtigall: So laß, o Jugend, dein Träumen! Und wie von den Bergen mit Jubelschall Die muthigen Wasser entschäumen, Und wie sie jagen in's tiefste Thal Den Strahl, Den silbernen Strahl durch's Gelände: So gieb ihr dein Blut, so gieb ihr dein Wort, Daß die Erde nicht ganz und gar verdorrt, So gieb ihr dein Herz und die Hände! Die Lerche war's, nicht die Nachtigall: Die kecke Gespielin der Wolke Fliegt jauchzend hinter dem Sonnenball, Hoch über dem staunenden Volke; Und unter dem Scheffel bleibt auch nicht Das Licht, Das Licht der Freiheit verborgen; Viel tausend Herzen sind angefacht, Und preiset die Liebe die Sterne der Nacht: Die Völker, sie preisen den Morgen. Die Lerche war's, nicht die Nachtigall: So laß, o Jugend, dein Träumen! Und wie von den Bergen mit Jubelſchall Die muthigen Waſſer entſchäumen, Und wie ſie jagen in's tiefſte Thal Den Strahl, Den ſilbernen Strahl durch's Gelände: So gieb ihr dein Blut, ſo gieb ihr dein Wort, Daß die Erde nicht ganz und gar verdorrt, So gieb ihr dein Herz und die Hände! Die Lerche war's, nicht die Nachtigall: Die kecke Geſpielin der Wolke Fliegt jauchzend hinter dem Sonnenball, Hoch über dem ſtaunenden Volke; Und unter dem Scheffel bleibt auch nicht Das Licht, Das Licht der Freiheit verborgen; Viel tauſend Herzen ſind angefacht, Und preiſet die Liebe die Sterne der Nacht: Die Völker, ſie preiſen den Morgen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0016" n="6"/> <lg n="4"> <l>Die Lerche war's, nicht die Nachtigall:</l><lb/> <l>So laß, o Jugend, dein Träumen!</l><lb/> <l>Und wie von den Bergen mit Jubelſchall</l><lb/> <l>Die muthigen Waſſer entſchäumen,</l><lb/> <l>Und wie ſie jagen in's tiefſte Thal</l><lb/> <l>Den Strahl,</l><lb/> <l>Den ſilbernen Strahl durch's Gelände:</l><lb/> <l>So gieb ihr dein Blut, ſo gieb ihr dein Wort,</l><lb/> <l>Daß die Erde nicht ganz und gar verdorrt,</l><lb/> <l>So gieb ihr dein Herz und die Hände!</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l>Die Lerche war's, nicht die Nachtigall:</l><lb/> <l>Die kecke Geſpielin der Wolke</l><lb/> <l>Fliegt jauchzend hinter dem Sonnenball,</l><lb/> <l>Hoch über dem ſtaunenden Volke;</l><lb/> <l>Und unter dem Scheffel bleibt auch nicht</l><lb/> <l>Das Licht,</l><lb/> <l>Das Licht der Freiheit verborgen;</l><lb/> <l>Viel tauſend Herzen ſind angefacht,</l><lb/> <l>Und preiſet die Liebe die Sterne der Nacht:</l><lb/> <l>Die Völker, ſie preiſen den Morgen.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [6/0016]
Die Lerche war's, nicht die Nachtigall:
So laß, o Jugend, dein Träumen!
Und wie von den Bergen mit Jubelſchall
Die muthigen Waſſer entſchäumen,
Und wie ſie jagen in's tiefſte Thal
Den Strahl,
Den ſilbernen Strahl durch's Gelände:
So gieb ihr dein Blut, ſo gieb ihr dein Wort,
Daß die Erde nicht ganz und gar verdorrt,
So gieb ihr dein Herz und die Hände!
Die Lerche war's, nicht die Nachtigall:
Die kecke Geſpielin der Wolke
Fliegt jauchzend hinter dem Sonnenball,
Hoch über dem ſtaunenden Volke;
Und unter dem Scheffel bleibt auch nicht
Das Licht,
Das Licht der Freiheit verborgen;
Viel tauſend Herzen ſind angefacht,
Und preiſet die Liebe die Sterne der Nacht:
Die Völker, ſie preiſen den Morgen.
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Zitationshilfe: | [Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 2. Zürich u. a., 1843, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte02_1843/16>, abgerufen am 16.07.2024. |