[Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841.Der Ruhm der Herrscher wird verweht -- Lobpreis' ihn, wer da will! Man jagt und spornt ihn, doch er steht Mit ihrem Herzen still. O laßt sie donnern fort und fort! An ihrem Grab verhallt es. Ihr Dichter, sprecht Ein grollend Wort, Und zu dem ew'gen Gotte schallt es! Es hat dem Vogel in dem Nest
Der Himmel nie gewankt; Den Mächtigen dünkt er nur fest, So lang' der Thron nicht schwankt! Palast und Purpur hin und her, Ob Glanz sie überschütte -- Seid stolz, seid stolz, Ihr seid ja mehr; Seid Ihr nicht Könige der Hütte? Der Ruhm der Herrſcher wird verweht — Lobpreiſ' ihn, wer da will! Man jagt und ſpornt ihn, doch er ſteht Mit ihrem Herzen ſtill. O laßt ſie donnern fort und fort! An ihrem Grab verhallt es. Ihr Dichter, ſprecht Ein grollend Wort, Und zu dem ew'gen Gotte ſchallt es! Es hat dem Vogel in dem Neſt
Der Himmel nie gewankt; Den Mächtigen dünkt er nur feſt, So lang' der Thron nicht ſchwankt! Palaſt und Purpur hin und her, Ob Glanz ſie überſchütte — Seid ſtolz, ſeid ſtolz, Ihr ſeid ja mehr; Seid Ihr nicht Könige der Hütte? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0089" n="83"/> <lg n="2"> <l>Der Ruhm der Herrſcher wird verweht —</l><lb/> <l>Lobpreiſ' ihn, wer da will!</l><lb/> <l>Man jagt und ſpornt ihn, doch er ſteht</l><lb/> <l>Mit ihrem Herzen ſtill.</l><lb/> <l>O laßt ſie donnern fort und fort!</l><lb/> <l>An ihrem Grab verhallt es.</l><lb/> <l>Ihr Dichter, ſprecht Ein grollend Wort,</l><lb/> <l>Und zu dem ew'gen Gotte ſchallt es!</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Es hat dem Vogel in dem Neſt</l><lb/> <l>Der Himmel nie gewankt;</l><lb/> <l>Den Mächtigen dünkt er nur feſt,</l><lb/> <l>So lang' der Thron nicht ſchwankt!</l><lb/> <l>Palaſt und Purpur hin und her,</l><lb/> <l>Ob Glanz ſie überſchütte —</l><lb/> <l>Seid ſtolz, ſeid ſtolz, Ihr ſeid ja mehr;</l><lb/> <l>Seid Ihr nicht Könige der Hütte?</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [83/0089]
Der Ruhm der Herrſcher wird verweht —
Lobpreiſ' ihn, wer da will!
Man jagt und ſpornt ihn, doch er ſteht
Mit ihrem Herzen ſtill.
O laßt ſie donnern fort und fort!
An ihrem Grab verhallt es.
Ihr Dichter, ſprecht Ein grollend Wort,
Und zu dem ew'gen Gotte ſchallt es!
Es hat dem Vogel in dem Neſt
Der Himmel nie gewankt;
Den Mächtigen dünkt er nur feſt,
So lang' der Thron nicht ſchwankt!
Palaſt und Purpur hin und her,
Ob Glanz ſie überſchütte —
Seid ſtolz, ſeid ſtolz, Ihr ſeid ja mehr;
Seid Ihr nicht Könige der Hütte?
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Zitationshilfe: | [Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte01_1841/89>, abgerufen am 16.07.2024. |