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[Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841.

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Die Liebe kann uns helfen nicht,
Die Liebe nicht erretten;
Halt Du, o Haß, Dein jüngst Gericht,
Brich Du, o Haß, die Ketten!
Und wo es noch Tyrannen gibt,
Die laßt uns keck erfassen;
Wir haben lang genug geliebt,
Und wollen endlich hassen!
Wer noch ein Herz besitzt, dem soll's
Im Hasse nur sich rühren;
Allüberall ist dürres Holz,
Um unsre Glut zu schüren.
Die ihr der Freiheit noch verbliebt,
Singt durch die deutschen Strassen:
"Ihr habet lang genug geliebt,
O lernet endlich hassen!"
Die Liebe kann uns helfen nicht,
Die Liebe nicht erretten;
Halt Du, o Haß, Dein jüngſt Gericht,
Brich Du, o Haß, die Ketten!
Und wo es noch Tyrannen gibt,
Die laßt uns keck erfaſſen;
Wir haben lang genug geliebt,
Und wollen endlich haſſen!
Wer noch ein Herz beſitzt, dem ſoll's
Im Haſſe nur ſich rühren;
Allüberall iſt dürres Holz,
Um unſre Glut zu ſchüren.
Die ihr der Freiheit noch verbliebt,
Singt durch die deutſchen Straſſen:
„Ihr habet lang genug geliebt,
O lernet endlich haſſen!“
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[77/0083] Die Liebe kann uns helfen nicht, Die Liebe nicht erretten; Halt Du, o Haß, Dein jüngſt Gericht, Brich Du, o Haß, die Ketten! Und wo es noch Tyrannen gibt, Die laßt uns keck erfaſſen; Wir haben lang genug geliebt, Und wollen endlich haſſen! Wer noch ein Herz beſitzt, dem ſoll's Im Haſſe nur ſich rühren; Allüberall iſt dürres Holz, Um unſre Glut zu ſchüren. Die ihr der Freiheit noch verbliebt, Singt durch die deutſchen Straſſen: „Ihr habet lang genug geliebt, O lernet endlich haſſen!“

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Zitationshilfe: [Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte01_1841/83>, abgerufen am 17.05.2024.