Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Welt will, daß man sie betrüge
Durch ein erheuchelt fromm Gefühl,
Mit Anstand einen Frieden lüge,
Wenn's in der Brust uns dumpf und schwül;
Du hörest, seltenste der Frauen,
Den kecken Schwärmer ohne Groll,
Du weißt, man muß ihn selber bauen,
Den Himmel, dran man glauben soll. --
Gleichwie am stillen Abend schmettert
Durch heitre Luft Trompetenklang,
Gleichwie 's um Rosenbüsche wettert
Ein blühendes Gestad entlang,
Gleichwie zum Sturme ruft die Glocke,
Indeß noch Beter am Altar,
Wie neben eines Kindes Locke
Ein graues, ernstes Greisenhaar, -- --
Die Welt will, daß man ſie betrüge
Durch ein erheuchelt fromm Gefühl,
Mit Anſtand einen Frieden lüge,
Wenn's in der Bruſt uns dumpf und ſchwül;
Du höreſt, ſeltenſte der Frauen,
Den kecken Schwärmer ohne Groll,
Du weißt, man muß ihn ſelber bauen,
Den Himmel, dran man glauben ſoll. —
Gleichwie am ſtillen Abend ſchmettert
Durch heitre Luft Trompetenklang,
Gleichwie 's um Roſenbüſche wettert
Ein blühendes Geſtad entlang,
Gleichwie zum Sturme ruft die Glocke,
Indeß noch Beter am Altar,
Wie neben eines Kindes Locke
Ein graues, ernſtes Greiſenhaar, — —
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0020" n="14"/>
          <lg n="2">
            <l>Die Welt will, daß man &#x017F;ie betrüge</l><lb/>
            <l>Durch ein erheuchelt fromm Gefühl,</l><lb/>
            <l>Mit An&#x017F;tand einen Frieden lüge,</l><lb/>
            <l>Wenn's in der Bru&#x017F;t uns dumpf und &#x017F;chwül;</l><lb/>
            <l>Du höre&#x017F;t, &#x017F;elten&#x017F;te der Frauen,</l><lb/>
            <l>Den kecken Schwärmer ohne Groll,</l><lb/>
            <l>Du weißt, man muß ihn &#x017F;elber bauen,</l><lb/>
            <l>Den Himmel, dran man glauben &#x017F;oll. &#x2014;</l><lb/>
          </lg>
          <lg n="3">
            <l>Gleichwie am &#x017F;tillen Abend &#x017F;chmettert</l><lb/>
            <l>Durch heitre Luft Trompetenklang,</l><lb/>
            <l>Gleichwie 's um Ro&#x017F;enbü&#x017F;che wettert</l><lb/>
            <l>Ein blühendes Ge&#x017F;tad entlang,</l><lb/>
            <l>Gleichwie zum Sturme ruft die Glocke,</l><lb/>
            <l>Indeß noch Beter am Altar,</l><lb/>
            <l>Wie neben eines Kindes Locke</l><lb/>
            <l>Ein graues, ern&#x017F;tes Grei&#x017F;enhaar, &#x2014; &#x2014;</l><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[14/0020] Die Welt will, daß man ſie betrüge Durch ein erheuchelt fromm Gefühl, Mit Anſtand einen Frieden lüge, Wenn's in der Bruſt uns dumpf und ſchwül; Du höreſt, ſeltenſte der Frauen, Den kecken Schwärmer ohne Groll, Du weißt, man muß ihn ſelber bauen, Den Himmel, dran man glauben ſoll. — Gleichwie am ſtillen Abend ſchmettert Durch heitre Luft Trompetenklang, Gleichwie 's um Roſenbüſche wettert Ein blühendes Geſtad entlang, Gleichwie zum Sturme ruft die Glocke, Indeß noch Beter am Altar, Wie neben eines Kindes Locke Ein graues, ernſtes Greiſenhaar, — —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte01_1841
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte01_1841/20
Zitationshilfe: [Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte01_1841/20>, abgerufen am 23.11.2024.