[Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841.XLVI . Einem Schauspieler. Ja, ich will Kugeln gießen aus den Lettern, Hör' ich die Stunde der Erlösung schlagen, Und Du auch wirst in solchen großen Tagen Die Welt nicht suchen mehr auf Deinen Brettern. Gilt es, der Erde Götzen zu zerschmettern, Ich kenne Dich, Du wirst Dein Leben wagen. Wer unsers Friedens drückend Joch getragen, Dem graut auch wahrlich nicht vor Sturm und Wettern. Bis dahin aber opfere dem Schönen So treu, wie jetzt, und heisse nicht despotisch Dein Herz zu früh desselben sich entwöhnen. So Manche macht die Freiheit jetzt zelotisch, Daß sie, Barbaren gleich, die Kunst verhöhnen; Sei lieber göthisch, theurer Freund, als gothisch! XLVI . Einem Schauſpieler. Ja, ich will Kugeln gießen aus den Lettern, Hör' ich die Stunde der Erlöſung ſchlagen, Und Du auch wirſt in ſolchen großen Tagen Die Welt nicht ſuchen mehr auf Deinen Brettern. Gilt es, der Erde Götzen zu zerſchmettern, Ich kenne Dich, Du wirſt Dein Leben wagen. Wer unſers Friedens drückend Joch getragen, Dem graut auch wahrlich nicht vor Sturm und Wettern. Bis dahin aber opfere dem Schönen So treu, wie jetzt, und heiſſe nicht deſpotiſch Dein Herz zu früh deſſelben ſich entwöhnen. So Manche macht die Freiheit jetzt zelotiſch, Daß ſie, Barbaren gleich, die Kunſt verhöhnen; Sei lieber göthiſch, theurer Freund, als gothiſch! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0182" n="176"/> </div> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq #b">XLVI</hi> <hi rendition="#b">.</hi><lb/> </head> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Einem Schauſpieler.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ja, ich will Kugeln gießen aus den Lettern,</l><lb/> <l>Hör' ich die Stunde der Erlöſung ſchlagen,</l><lb/> <l>Und <hi rendition="#g">Du</hi> auch wirſt in ſolchen großen Tagen</l><lb/> <l>Die Welt nicht ſuchen mehr auf Deinen Brettern.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Gilt es, der Erde Götzen zu zerſchmettern,</l><lb/> <l>Ich kenne Dich, Du wirſt Dein Leben wagen.</l><lb/> <l>Wer unſers Friedens drückend Joch getragen,</l><lb/> <l>Dem graut auch wahrlich nicht vor Sturm und Wettern.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Bis dahin aber opfere dem Schönen</l><lb/> <l>So treu, wie jetzt, und heiſſe nicht deſpotiſch</l><lb/> <l>Dein Herz zu früh deſſelben ſich entwöhnen.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>So Manche macht die Freiheit jetzt zelotiſch,</l><lb/> <l>Daß ſie, Barbaren gleich, die Kunſt verhöhnen;</l><lb/> <l>Sei lieber göthiſch, theurer Freund, als gothiſch!</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [176/0182]
XLVI .
Einem Schauſpieler.
Ja, ich will Kugeln gießen aus den Lettern,
Hör' ich die Stunde der Erlöſung ſchlagen,
Und Du auch wirſt in ſolchen großen Tagen
Die Welt nicht ſuchen mehr auf Deinen Brettern.
Gilt es, der Erde Götzen zu zerſchmettern,
Ich kenne Dich, Du wirſt Dein Leben wagen.
Wer unſers Friedens drückend Joch getragen,
Dem graut auch wahrlich nicht vor Sturm und Wettern.
Bis dahin aber opfere dem Schönen
So treu, wie jetzt, und heiſſe nicht deſpotiſch
Dein Herz zu früh deſſelben ſich entwöhnen.
So Manche macht die Freiheit jetzt zelotiſch,
Daß ſie, Barbaren gleich, die Kunſt verhöhnen;
Sei lieber göthiſch, theurer Freund, als gothiſch!
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Zitationshilfe: | [Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte01_1841/182>, abgerufen am 03.07.2024. |