[Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841.XVII. Die uns als wilde, rohe Zweifler hassen, Und drob manch derben Fluch uns schon gespendet, Die frommen Leute -- wie sind sie verblendet; Der Glauben ist's, von dem wir nimmer lassen. Zieht erst der Frühling jubelnd durch die Straßen, Wie wird des Herzens eitler Trotz gewendet, Daß sich's mit jedem Strauch nach oben wendet Ein Stück des schönen Himmels zu erfassen! Ja, naht des Jahres Fürst mit seinem Hof, Und jauchzt der Lenz auf Bergen und in Klüften, Wo klagend kaum der Nebel niedertrof -- Schlief' auch sein Glaube dann in Todesgrüften, Der ew'ge Faust, der stolze Philosoph, Er hascht ihn wieder aus den blauen Lüften. XVII. Die uns als wilde, rohe Zweifler haſſen, Und drob manch derben Fluch uns ſchon geſpendet, Die frommen Leute — wie ſind ſie verblendet; Der Glauben iſt's, von dem wir nimmer laſſen. Zieht erſt der Frühling jubelnd durch die Straßen, Wie wird des Herzens eitler Trotz gewendet, Daß ſich's mit jedem Strauch nach oben wendet Ein Stück des ſchönen Himmels zu erfaſſen! Ja, naht des Jahres Fürſt mit ſeinem Hof, Und jauchzt der Lenz auf Bergen und in Klüften, Wo klagend kaum der Nebel niedertrof — Schlief' auch ſein Glaube dann in Todesgrüften, Der ew'ge Fauſt, der ſtolze Philoſoph, Er haſcht ihn wieder aus den blauen Lüften. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0153" n="147"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">XVII.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Die uns als wilde, rohe Zweifler haſſen,</l><lb/> <l>Und drob manch derben Fluch uns ſchon geſpendet,</l><lb/> <l>Die frommen Leute — wie ſind ſie verblendet;</l><lb/> <l>Der <hi rendition="#g">Glauben</hi> iſt's, von dem wir nimmer laſſen.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Zieht erſt der Frühling jubelnd durch die Straßen,</l><lb/> <l>Wie wird des Herzens eitler Trotz gewendet,</l><lb/> <l>Daß ſich's mit jedem Strauch nach oben wendet</l><lb/> <l>Ein Stück des ſchönen Himmels zu erfaſſen!</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Ja, naht des Jahres Fürſt mit ſeinem Hof,</l><lb/> <l>Und jauchzt der Lenz auf Bergen und in Klüften,</l><lb/> <l>Wo klagend kaum der Nebel niedertrof —</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Schlief' auch ſein Glaube dann in Todesgrüften,</l><lb/> <l>Der ew'ge Fauſt, der ſtolze Philoſoph,</l><lb/> <l>Er haſcht ihn wieder aus den blauen Lüften.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [147/0153]
XVII.
Die uns als wilde, rohe Zweifler haſſen,
Und drob manch derben Fluch uns ſchon geſpendet,
Die frommen Leute — wie ſind ſie verblendet;
Der Glauben iſt's, von dem wir nimmer laſſen.
Zieht erſt der Frühling jubelnd durch die Straßen,
Wie wird des Herzens eitler Trotz gewendet,
Daß ſich's mit jedem Strauch nach oben wendet
Ein Stück des ſchönen Himmels zu erfaſſen!
Ja, naht des Jahres Fürſt mit ſeinem Hof,
Und jauchzt der Lenz auf Bergen und in Klüften,
Wo klagend kaum der Nebel niedertrof —
Schlief' auch ſein Glaube dann in Todesgrüften,
Der ew'ge Fauſt, der ſtolze Philoſoph,
Er haſcht ihn wieder aus den blauen Lüften.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte01_1841 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte01_1841/153 |
Zitationshilfe: | [Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte01_1841/153>, abgerufen am 03.07.2024. |