[Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841.IX. Den Naturdichtern. Titan und Zwerg, das Große, wie das Kleine, Ist Poesie, und Poesie im Halme, Wie in des Orientes stolzer Palme, Und Poesie noch in der Weisen Steine; Und Poesie die Mück' im Sonnenscheine, Und Poesie in eines Dampfschiffs Qualme, Und Poesie auf einer Schweizeralme, Und Poesie vor Allem auch im Weine. Wo Euch des Himmels heil'ge Luft umweht, Da rauscht die Poesie mit ihren Schwingen; Sie fehlet nie, oft fehlt nur der Poet. Wie Gott, ist sie zuletzt in allen Dingen: Doch wenn einmal ein Löwe vor Euch steht, Sollt Ihr nicht das Insekt auf ihm besingen. IX. Den Naturdichtern. Titan und Zwerg, das Große, wie das Kleine, Iſt Poeſie, und Poeſie im Halme, Wie in des Orientes ſtolzer Palme, Und Poeſie noch in der Weiſen Steine; Und Poeſie die Mück' im Sonnenſcheine, Und Poeſie in eines Dampfſchiffs Qualme, Und Poeſie auf einer Schweizeralme, Und Poeſie vor Allem auch im Weine. Wo Euch des Himmels heil'ge Luft umweht, Da rauſcht die Poeſie mit ihren Schwingen; Sie fehlet nie, oft fehlt nur der Poet. Wie Gott, iſt ſie zuletzt in allen Dingen: Doch wenn einmal ein Löwe vor Euch ſteht, Sollt Ihr nicht das Inſekt auf ihm beſingen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0145" n="139"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">IX.</hi><lb/> </head> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Den Naturdichtern.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Titan und Zwerg, das Große, wie das Kleine,</l><lb/> <l>Iſt Poeſie, und Poeſie im Halme,</l><lb/> <l>Wie in des Orientes ſtolzer Palme,</l><lb/> <l>Und Poeſie noch in der Weiſen Steine;</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Und Poeſie die Mück' im Sonnenſcheine,</l><lb/> <l>Und Poeſie in eines Dampfſchiffs Qualme,</l><lb/> <l>Und Poeſie auf einer Schweizeralme,</l><lb/> <l>Und Poeſie vor Allem auch im Weine.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Wo Euch des Himmels heil'ge Luft umweht,</l><lb/> <l>Da rauſcht die Poeſie mit ihren Schwingen;</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Sie</hi> fehlet nie, oft fehlt nur der Poet.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Wie Gott, iſt ſie zuletzt in allen Dingen:</l><lb/> <l>Doch wenn einmal ein Löwe vor Euch ſteht,</l><lb/> <l>Sollt Ihr nicht das Inſekt auf ihm beſingen.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [139/0145]
IX.
Den Naturdichtern.
Titan und Zwerg, das Große, wie das Kleine,
Iſt Poeſie, und Poeſie im Halme,
Wie in des Orientes ſtolzer Palme,
Und Poeſie noch in der Weiſen Steine;
Und Poeſie die Mück' im Sonnenſcheine,
Und Poeſie in eines Dampfſchiffs Qualme,
Und Poeſie auf einer Schweizeralme,
Und Poeſie vor Allem auch im Weine.
Wo Euch des Himmels heil'ge Luft umweht,
Da rauſcht die Poeſie mit ihren Schwingen;
Sie fehlet nie, oft fehlt nur der Poet.
Wie Gott, iſt ſie zuletzt in allen Dingen:
Doch wenn einmal ein Löwe vor Euch ſteht,
Sollt Ihr nicht das Inſekt auf ihm beſingen.
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Zitationshilfe: | [Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte01_1841/145>, abgerufen am 22.07.2024. |