[Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841.IV. An A. A. L. Follen in Zürich, Manch böser Geist haust in Helvetiens Schlünden, Manch schlimmer Pfaffe keucht den Berg hinan, Der Teufel bricht sich mit dem Kreuze Bahn, Der Teufel in den frommen Thalesgründen. Doch lieb' ich sie mit allen ihren Sünden. Ha! klebt nicht Winkelriedens Blut daran? Hier ist die Wüste und das Canaan, Um ein Profet der Welt das Heil zu künden. Hier fliegen noch die Adler, mein Follen -- Hier rauschen sie noch über Deinem Haubte -- Was willst Du tot sie und gefangen sehn? O laß den Traum, an den der Jüngling glaubte, Vergiß, wo frische Alpenrosen stehn, Der deutschen Freiheit Rose, die bestaubte! IV. An A. A. L. Follen in Zürich, Manch böſer Geiſt haust in Helvetiens Schlünden, Manch ſchlimmer Pfaffe keucht den Berg hinan, Der Teufel bricht ſich mit dem Kreuze Bahn, Der Teufel in den frommen Thalesgründen. Doch lieb' ich ſie mit allen ihren Sünden. Ha! klebt nicht Winkelriedens Blut daran? Hier iſt die Wüſte und das Canaan, Um ein Profet der Welt das Heil zu künden. Hier fliegen noch die Adler, mein Follen — Hier rauſchen ſie noch über Deinem Haubte — Was willſt Du tot ſie und gefangen ſehn? O laß den Traum, an den der Jüngling glaubte, Vergiß, wo friſche Alpenroſen ſtehn, Der deutſchen Freiheit Roſe, die beſtaubte! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0140" n="134"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">IV.</hi><lb/> </head> <p rendition="#c"><hi rendition="#g">An</hi><hi rendition="#b">A. A. L.</hi><hi rendition="#b #g">Follen</hi><hi rendition="#g">in Zürich</hi>,<lb/> als er nach Deutſchland überſiedeln wollte.</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Manch böſer Geiſt haust in Helvetiens Schlünden,</l><lb/> <l>Manch ſchlimmer Pfaffe keucht den Berg hinan,</l><lb/> <l>Der Teufel bricht ſich mit dem Kreuze Bahn,</l><lb/> <l>Der Teufel in den frommen Thalesgründen.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Doch lieb' ich ſie mit allen ihren Sünden.</l><lb/> <l>Ha! klebt nicht Winkelriedens Blut daran?</l><lb/> <l>Hier iſt die Wüſte und das Canaan,</l><lb/> <l>Um ein Profet der Welt das Heil zu künden.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Hier <hi rendition="#g">fliegen</hi> noch die Adler, mein <hi rendition="#g">Follen</hi> —</l><lb/> <l>Hier <hi rendition="#g">rauſchen</hi> ſie noch über Deinem Haubte —</l><lb/> <l>Was willſt Du tot ſie und gefangen ſehn?</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>O laß den Traum, an den der Jüngling glaubte,</l><lb/> <l>Vergiß, wo friſche Alpenroſen ſtehn,</l><lb/> <l>Der deutſchen Freiheit Roſe, die beſtaubte!</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [134/0140]
IV.
An A. A. L. Follen in Zürich,
als er nach Deutſchland überſiedeln wollte.
Manch böſer Geiſt haust in Helvetiens Schlünden,
Manch ſchlimmer Pfaffe keucht den Berg hinan,
Der Teufel bricht ſich mit dem Kreuze Bahn,
Der Teufel in den frommen Thalesgründen.
Doch lieb' ich ſie mit allen ihren Sünden.
Ha! klebt nicht Winkelriedens Blut daran?
Hier iſt die Wüſte und das Canaan,
Um ein Profet der Welt das Heil zu künden.
Hier fliegen noch die Adler, mein Follen —
Hier rauſchen ſie noch über Deinem Haubte —
Was willſt Du tot ſie und gefangen ſehn?
O laß den Traum, an den der Jüngling glaubte,
Vergiß, wo friſche Alpenroſen ſtehn,
Der deutſchen Freiheit Roſe, die beſtaubte!
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Zitationshilfe: | [Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte01_1841/140>, abgerufen am 03.07.2024. |