[Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841.O lebt' Er noch, er würde heut Dich aus dem süßen Schlummer stören; Ob alle Welt Dir Weihrauch streut Und jeden Siegerkranz Dir beut, Sein stolzes Herz würd' sich empören. Er spräch' dem falschen Jubel Hohn Und nahte zornig Deinem Thron; Tot ist der Vater, und der Sohn, Der Mächtige, müßt' Ihn hören. Doch Platen schläft am fernen Meer,
Und Polen ist durch uns verloren; In Ehrfurcht tret' Ich zu Dir her, Wirf nach dem Dichter nicht den Speer, Weil eine Hütte ihn geboren, Weil er vor Dir, dem Fürst, den Mut, Zu flehen für Dein eigen Gut, Zu flehen für Dein eigen Blut, Für's deutsche Volk, dem Du geschworen! O lebt' Er noch, er würde heut Dich aus dem ſüßen Schlummer ſtören; Ob alle Welt Dir Weihrauch ſtreut Und jeden Siegerkranz Dir beut, Sein ſtolzes Herz würd' ſich empören. Er ſpräch' dem falſchen Jubel Hohn Und nahte zornig Deinem Thron; Tot iſt der Vater, und der Sohn, Der Mächtige, müßt' Ihn hören. Doch Platen ſchläft am fernen Meer,
Und Polen iſt durch uns verloren; In Ehrfurcht tret' Ich zu Dir her, Wirf nach dem Dichter nicht den Speer, Weil eine Hütte ihn geboren, Weil er vor Dir, dem Fürſt, den Mut, Zu flehen für Dein eigen Gut, Zu flehen für Dein eigen Blut, Für's deutſche Volk, dem Du geſchworen! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0127" n="121"/> <lg n="2"> <l>O lebt' Er noch, er würde heut</l><lb/> <l>Dich aus dem ſüßen Schlummer ſtören;</l><lb/> <l>Ob alle Welt Dir Weihrauch ſtreut</l><lb/> <l>Und jeden Siegerkranz Dir beut,</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Sein</hi> ſtolzes Herz würd' ſich empören.</l><lb/> <l>Er ſpräch' dem falſchen Jubel Hohn</l><lb/> <l>Und nahte zornig Deinem Thron;</l><lb/> <l>Tot iſt der Vater, und der Sohn,</l><lb/> <l>Der Mächtige, müßt' Ihn hören.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Doch <hi rendition="#b">Platen</hi> ſchläft am fernen Meer,</l><lb/> <l>Und Polen iſt durch uns verloren;</l><lb/> <l>In Ehrfurcht tret' <hi rendition="#g">Ich</hi> zu Dir her,</l><lb/> <l>Wirf nach dem Dichter nicht den Speer,</l><lb/> <l>Weil eine Hütte ihn geboren,</l><lb/> <l>Weil er vor Dir, dem Fürſt, den Mut,</l><lb/> <l>Zu flehen für Dein eigen Gut,</l><lb/> <l>Zu flehen für Dein eigen Blut,</l><lb/> <l>Für's deutſche Volk, dem Du geſchworen!</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [121/0127]
O lebt' Er noch, er würde heut
Dich aus dem ſüßen Schlummer ſtören;
Ob alle Welt Dir Weihrauch ſtreut
Und jeden Siegerkranz Dir beut,
Sein ſtolzes Herz würd' ſich empören.
Er ſpräch' dem falſchen Jubel Hohn
Und nahte zornig Deinem Thron;
Tot iſt der Vater, und der Sohn,
Der Mächtige, müßt' Ihn hören.
Doch Platen ſchläft am fernen Meer,
Und Polen iſt durch uns verloren;
In Ehrfurcht tret' Ich zu Dir her,
Wirf nach dem Dichter nicht den Speer,
Weil eine Hütte ihn geboren,
Weil er vor Dir, dem Fürſt, den Mut,
Zu flehen für Dein eigen Gut,
Zu flehen für Dein eigen Blut,
Für's deutſche Volk, dem Du geſchworen!
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Zitationshilfe: | [Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte01_1841/127>, abgerufen am 22.07.2024. |