[Herder, Johann Gottfried von]: Auch eine Philosophie der Geschichte zur Bildung der Menschheit. [Riga], 1774.das sollts und konnts nicht seyn) aber Krone! Eben das nicht-Eine, das Verwirrte der rei- che Ueberfluß von Aesten und Zweigen; das macht seine Natur! da hangen die Blüthen von Rittergeist, da werden, wenn der Sturm die Blätter abtreibt, einst die schönern Früchte hangen. So viele Brüdernation en und keine Mo- besten
das ſollts und konnts nicht ſeyn) aber Krone! Eben das nicht-Eine, das Verwirrte der rei- che Ueberfluß von Aeſten und Zweigen; das macht ſeine Natur! da hangen die Bluͤthen von Rittergeiſt, da werden, wenn der Sturm die Blaͤtter abtreibt, einſt die ſchoͤnern Fruͤchte hangen. So viele Bruͤdernation en und keine Mo- beſten
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alten Stamms erſchiene! (nicht Stamm mehr,
das ſollts und konnts nicht ſeyn) aber Krone!
Eben das nicht-Eine, das Verwirrte der rei-
che Ueberfluß von Aeſten und Zweigen; das
macht ſeine Natur! da hangen die Bluͤthen von
Rittergeiſt, da werden, wenn der Sturm die
Blaͤtter abtreibt, einſt die ſchoͤnern Fruͤchte
hangen.
So viele Bruͤdernation en und keine Mo-
narchie auf der Erde! — Jedweder Aſt von
hier gewiſſermaſſe ein Ganzes — und trieb
ſeine Zweige! alle trieben neben einander,
flochten, worren ſich, jedes mit ſeinem Saf-
te. — Dieſe Vielheit von Koͤnigreichen! dies
Nebeneinanderſeyn von Brudergemeinden;
alle von einem deutſchen Geſchlechte, alle nach
einem Jdeal der Verfaſſung, alle im Glau-
ben einer Religion, jedes mit ſich ſelbſt und
ſeinen Gliedern kaͤmpfend, und von einem
heiligen Winde, dem paͤbſtlichen Anſehen,
faſt unſichtbar aber ſehr durchdringend getrie-
ben und beweget — Wie iſt der Baum erſchuͤt-
tert! auf Kreuzzuͤgen und Voͤlkerbekehrungen
wohin hat er nicht Aeſte, Bluͤthe und Zweige
geworfen! — Wenn die Roͤmer bey ihrer Un-
terjochung der Erde den Voͤlkern, nicht auf dem
beſten
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