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[Herder, Johann Gottfried von]: Auch eine Philosophie der Geschichte zur Bildung der Menschheit. [Riga], 1774.

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Belohnungen geweckt, am Ende doch nur
Bürgerzubehör war und edle Pracht des Kör-
pers!
die deine ist Lebenssaft des Herzens.

Wie müßte ich reden, wenn ich das Ver-
dienst derer beschreiben wollte, die würklich
Säulen oder Angeln unsers Jahrhunderts
sind, um die sich alles bewegt. Regenten!
Hirten! Pfleger
der Völker! -- ihre Kraft
mit den Triebfedern unsrer Zeit ist halbe All-
macht!
Schon ihr Bild, ihr Anschauen, ihr
Belieben, ihre schweigende, nur geschehen-
lassende Denkart
-- sagt ihnen ihr Genius
nur, daß sie zu was Edlerm da sind, als mit
einer ganzen Heerde, als Maschine, zu eig-
nen -- es sey auch so glorreichen Zwecken, --
zu spielen, diese Heerde auch, als Zweck! zu
weiden, wenn mehr, für ein größeres Ganze
der Menschheit zu sorgen -- Regenten, Hir-
ten, Pfleger
der Völker! den Zepter der All-
macht in ihrer Hand! mit wenigen Menschen-
kräften!
in Jahren! durch bloße Absicht und
Aufmunterung, wie unendlich mehr zu thun,
als jener Mogul auf seinem goldnen Throne
thut, oder jener Despot auf einem Thron Men-
schenköpfe jetzt thun will! Wer unter blos po-
litischen Absichten erliegt: ist vielleicht im höchsten

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Belohnungen geweckt, am Ende doch nur
Buͤrgerzubehoͤr war und edle Pracht des Koͤr-
pers!
die deine iſt Lebensſaft des Herzens.

Wie muͤßte ich reden, wenn ich das Ver-
dienſt derer beſchreiben wollte, die wuͤrklich
Saͤulen oder Angeln unſers Jahrhunderts
ſind, um die ſich alles bewegt. Regenten!
Hirten! Pfleger
der Voͤlker! — ihre Kraft
mit den Triebfedern unſrer Zeit iſt halbe All-
macht!
Schon ihr Bild, ihr Anſchauen, ihr
Belieben, ihre ſchweigende, nur geſchehen-
laſſende Denkart
— ſagt ihnen ihr Genius
nur, daß ſie zu was Edlerm da ſind, als mit
einer ganzen Heerde, als Maſchine, zu eig-
nen — es ſey auch ſo glorreichen Zwecken, —
zu ſpielen, dieſe Heerde auch, als Zweck! zu
weiden, wenn mehr, fuͤr ein groͤßeres Ganze
der Menſchheit zu ſorgen — Regenten, Hir-
ten, Pfleger
der Voͤlker! den Zepter der All-
macht in ihrer Hand! mit wenigen Menſchen-
kraͤften!
in Jahren! durch bloße Abſicht und
Aufmunterung, wie unendlich mehr zu thun,
als jener Mogul auf ſeinem goldnen Throne
thut, oder jener Deſpot auf einem Thron Men-
ſchenkoͤpfe jetzt thun will! Wer unter blos po-
litiſchen Abſichten erliegt: iſt vielleicht im hoͤchſten

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[163/0167] Belohnungen geweckt, am Ende doch nur Buͤrgerzubehoͤr war und edle Pracht des Koͤr- pers! die deine iſt Lebensſaft des Herzens. Wie muͤßte ich reden, wenn ich das Ver- dienſt derer beſchreiben wollte, die wuͤrklich Saͤulen oder Angeln unſers Jahrhunderts ſind, um die ſich alles bewegt. Regenten! Hirten! Pfleger der Voͤlker! — ihre Kraft mit den Triebfedern unſrer Zeit iſt halbe All- macht! Schon ihr Bild, ihr Anſchauen, ihr Belieben, ihre ſchweigende, nur geſchehen- laſſende Denkart — ſagt ihnen ihr Genius nur, daß ſie zu was Edlerm da ſind, als mit einer ganzen Heerde, als Maſchine, zu eig- nen — es ſey auch ſo glorreichen Zwecken, — zu ſpielen, dieſe Heerde auch, als Zweck! zu weiden, wenn mehr, fuͤr ein groͤßeres Ganze der Menſchheit zu ſorgen — Regenten, Hir- ten, Pfleger der Voͤlker! den Zepter der All- macht in ihrer Hand! mit wenigen Menſchen- kraͤften! in Jahren! durch bloße Abſicht und Aufmunterung, wie unendlich mehr zu thun, als jener Mogul auf ſeinem goldnen Throne thut, oder jener Deſpot auf einem Thron Men- ſchenkoͤpfe jetzt thun will! Wer unter blos po- litiſchen Abſichten erliegt: iſt vielleicht im hoͤchſten Stan- L 2

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Zitationshilfe: [Herder, Johann Gottfried von]: Auch eine Philosophie der Geschichte zur Bildung der Menschheit. [Riga], 1774, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_philosophie_1774/167>, abgerufen am 22.11.2024.