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Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 3. Riga, 1767.

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bemerken: da dies aber zu weitläuftig ist, und
bey andern Oden von ihm füglicher ge-
schehen kann:
so kann ich nicht umhin, meine
Leser wenigsteus auf den feinen Wohlklang
dieser Ode
aufmerksam zu machen. Jch
rede nicht selbst, sondern schreibe aus dem
angeführten Wochenblatt folgende Bemer-
kungen hin:

1) Die ganze Zusammensezzung der Stro-
phe ist zum Wohllaut eingerichtet, ihre Zeilen
laufen schmal zusammen, und spitzen sich mit
einer männlichen Schlußsylbe fast wie ein
Pfeil. Diese Figur deucht dem Auge so
schön, als ein solcher Gang des Verses dem
Ohre klingt.
2) Jn den vier langen Versen kann der
Abschnitt bald forn bald hinten gesezt, und
dadurch der Gleichlaut vermieden werden.
3) Der Abschnitt bleibt gar weg, wenn
eine andre Schönheit erhalten werden kann:
Umhängt mit ihrer goldnen Tuba kam,
Und nicht gesehn von ungeweihten Blicken
Den Weg zum Tempel des Apollo nahm.
Beide
M 5

bemerken: da dies aber zu weitlaͤuftig iſt, und
bey andern Oden von ihm fuͤglicher ge-
ſchehen kann:
ſo kann ich nicht umhin, meine
Leſer wenigſteus auf den feinen Wohlklang
dieſer Ode
aufmerkſam zu machen. Jch
rede nicht ſelbſt, ſondern ſchreibe aus dem
angefuͤhrten Wochenblatt folgende Bemer-
kungen hin:

1) Die ganze Zuſammenſezzung der Stro-
phe iſt zum Wohllaut eingerichtet, ihre Zeilen
laufen ſchmal zuſammen, und ſpitzen ſich mit
einer maͤnnlichen Schlußſylbe faſt wie ein
Pfeil. Dieſe Figur deucht dem Auge ſo
ſchoͤn, als ein ſolcher Gang des Verſes dem
Ohre klingt.
2) Jn den vier langen Verſen kann der
Abſchnitt bald forn bald hinten geſezt, und
dadurch der Gleichlaut vermieden werden.
3) Der Abſchnitt bleibt gar weg, wenn
eine andre Schoͤnheit erhalten werden kann:
Umhaͤngt mit ihrer goldnen Tuba kam,
Und nicht geſehn von ungeweihten Blicken
Den Weg zum Tempel des Apollo nahm.
Beide
M 5
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[185/0193] bemerken: da dies aber zu weitlaͤuftig iſt, und bey andern Oden von ihm fuͤglicher ge- ſchehen kann: ſo kann ich nicht umhin, meine Leſer wenigſteus auf den feinen Wohlklang dieſer Ode aufmerkſam zu machen. Jch rede nicht ſelbſt, ſondern ſchreibe aus dem angefuͤhrten Wochenblatt folgende Bemer- kungen hin: 1) Die ganze Zuſammenſezzung der Stro- phe iſt zum Wohllaut eingerichtet, ihre Zeilen laufen ſchmal zuſammen, und ſpitzen ſich mit einer maͤnnlichen Schlußſylbe faſt wie ein Pfeil. Dieſe Figur deucht dem Auge ſo ſchoͤn, als ein ſolcher Gang des Verſes dem Ohre klingt. 2) Jn den vier langen Verſen kann der Abſchnitt bald forn bald hinten geſezt, und dadurch der Gleichlaut vermieden werden. 3) Der Abſchnitt bleibt gar weg, wenn eine andre Schoͤnheit erhalten werden kann: Umhaͤngt mit ihrer goldnen Tuba kam, Und nicht geſehn von ungeweihten Blicken Den Weg zum Tempel des Apollo nahm. Beide M 5

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 3. Riga, 1767, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur03_1767/193>, abgerufen am 21.11.2024.