"Prediger oder Amtsschreiber, oder Holzin- "spektor oder Küster, oder Schulmeister ge- "wesen seyn: denn wird man die erschreck- "liche Angst auf deinem Gesichte abgemalt fin- "den, die dich innerlich peinigt, und dir alle "die Unordnung vorhält, die du unbedacht- "sam in das Fabelsystem eingeführet. Jetzt "bist du noch ein vermeßner und sorgenloser "Knabe, dem der morgende Tag keinen Kum- "mer erweckt: aber einst vor der skutale "des Gerichts! zittre! da wirst du nicht wie- "der durchkommen. Lucian (der, wenn er "das Glück gehabt, eine lange Zeit später ge- "bohren zu werden, gewiß die Ehre hätte ha- "ben sollen, ein Mitarbeiter der Litter. Br. * "zu werden, weil er schon an seinen Vor- "schriften ein würdiges Probstück geliefert, "das fast verdient, ein Berlin. Litt. Br. zu "seyn, und es auch wurde) dieser Lucian, "und Longin, und der Kunstrichter werden "den Minos, Aeacus und Rhadamanth vor- "stellen. Nun ruft der dritte ** von ihnen:
"Nur
* Litt. Br. Th. 20. p. 6.
** Jch muß mich hier zur niedrigen Satyre wi- der Willen herablassen, um mit ihren eignen
Worten
„Prediger oder Amtsſchreiber, oder Holzin- „ſpektor oder Kuͤſter, oder Schulmeiſter ge- „weſen ſeyn: denn wird man die erſchreck- „liche Angſt auf deinem Geſichte abgemalt fin- „den, die dich innerlich peinigt, und dir alle „die Unordnung vorhaͤlt, die du unbedacht- „ſam in das Fabelſyſtem eingefuͤhret. Jetzt „biſt du noch ein vermeßner und ſorgenloſer „Knabe, dem der morgende Tag keinen Kum- „mer erweckt: aber einſt vor der σκυταλη „des Gerichts! zittre! da wirſt du nicht wie- „der durchkommen. Lucian (der, wenn er „das Gluͤck gehabt, eine lange Zeit ſpaͤter ge- „bohren zu werden, gewiß die Ehre haͤtte ha- „ben ſollen, ein Mitarbeiter der Litter. Br. * „zu werden, weil er ſchon an ſeinen Vor- „ſchriften ein wuͤrdiges Probſtuͤck geliefert, „das faſt verdient, ein Berlin. Litt. Br. zu „ſeyn, und es auch wurde) dieſer Lucian, „und Longin, und der Kunſtrichter werden „den Minos, Aeacus und Rhadamanth vor- „ſtellen. Nun ruft der dritte ** von ihnen:
„Nur
* Litt. Br. Th. 20. p. 6.
** Jch muß mich hier zur niedrigen Satyre wi- der Willen herablaſſen, um mit ihren eignen
Worten
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„Prediger oder Amtsſchreiber, oder Holzin-
„ſpektor oder Kuͤſter, oder Schulmeiſter ge-
„weſen ſeyn: denn wird man die erſchreck-
„liche Angſt auf deinem Geſichte abgemalt fin-
„den, die dich innerlich peinigt, und dir alle
„die Unordnung vorhaͤlt, die du unbedacht-
„ſam in das Fabelſyſtem eingefuͤhret. Jetzt
„biſt du noch ein vermeßner und ſorgenloſer
„Knabe, dem der morgende Tag keinen Kum-
„mer erweckt: aber einſt vor der σκυταλη
„des Gerichts! zittre! da wirſt du nicht wie-
„der durchkommen. Lucian (der, wenn er
„das Gluͤck gehabt, eine lange Zeit ſpaͤter ge-
„bohren zu werden, gewiß die Ehre haͤtte ha-
„ben ſollen, ein Mitarbeiter der Litter. Br. *
„zu werden, weil er ſchon an ſeinen Vor-
„ſchriften ein wuͤrdiges Probſtuͤck geliefert,
„das faſt verdient, ein Berlin. Litt. Br. zu
„ſeyn, und es auch wurde) dieſer Lucian,
„und Longin, und der Kunſtrichter werden
„den Minos, Aeacus und Rhadamanth vor-
„ſtellen. Nun ruft der dritte ** von ihnen:
„Nur
* Litt. Br. Th. 20. p. 6.
** Jch muß mich hier zur niedrigen Satyre wi-
der Willen herablaſſen, um mit ihren eignen
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Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 3. Riga, 1767, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur03_1767/170>, abgerufen am 18.07.2024.
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