auf, wie Pallas aus dem Gehirn des Jupi- ters! "Sogleich erbebt von ihrem mächtigen "Geschrei der Himmel und die Mutter Erde: "Apoll, der Erleuchter der Menschen, be- "fielt ihnen das nützliche Geschäft an, der "Göttin zuerst einen Altar zu bauen, und "durch ein heiliges Opfer den Vater Zevs "und seine gewafnete Tochter zu ergötzen!"
Freilich urtheilten auch viele, wie jener Schuster am Bilde Apelles: allein die rechne ich nicht: sie hätten schweigen sollen: auch Klopstock hat sie nicht gerechnet. -- "Und "wird er deine Anmerkungen rechnen?" Das weiß ich nicht: aber menschlich und billig aufnehmen, das wird er. Jeder urtheilt, was seine Augen sehen. * Die meisten aber sehen doch einerlei. Sollte also auch mancher Klopstockianer mir entgegen ru- fen, was Nicomachus dort zu jenem sagte, der das Bild der Helena, von Zevxes gemalt, tadelte: "Nimm meine "Augen: und sie wird dir eine Göttin schei- "nen!" Jch schreibe doch, vielleicht, was viele bei sich gedacht, oder gar ein Genie,
das
* Th. 1. 10. 13. 16. 17.
auf, wie Pallas aus dem Gehirn des Jupi- ters! „Sogleich erbebt von ihrem maͤchtigen „Geſchrei der Himmel und die Mutter Erde: „Apoll, der Erleuchter der Menſchen, be- „fielt ihnen das nuͤtzliche Geſchaͤft an, der „Goͤttin zuerſt einen Altar zu bauen, und „durch ein heiliges Opfer den Vater Zevs „und ſeine gewafnete Tochter zu ergoͤtzen!„
Freilich urtheilten auch viele, wie jener Schuſter am Bilde Apelles: allein die rechne ich nicht: ſie haͤtten ſchweigen ſollen: auch Klopſtock hat ſie nicht gerechnet. — „Und „wird er deine Anmerkungen rechnen?„ Das weiß ich nicht: aber menſchlich und billig aufnehmen, das wird er. Jeder urtheilt, was ſeine Augen ſehen. * Die meiſten aber ſehen doch einerlei. Sollte alſo auch mancher Klopſtockianer mir entgegen ru- fen, was Nicomachus dort zu jenem ſagte, der das Bild der Helena, von Zevxes gemalt, tadelte: „Nimm meine „Augen: und ſie wird dir eine Goͤttin ſchei- „nen!„ Jch ſchreibe doch, vielleicht, was viele bei ſich gedacht, oder gar ein Genie,
das
* Th. 1. 10. 13. 16. 17.
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„Geſchrei der Himmel und die Mutter Erde:
„Apoll, der Erleuchter der Menſchen, be-
„fielt ihnen das nuͤtzliche Geſchaͤft an, der
„Goͤttin zuerſt einen Altar zu bauen, und
„durch ein heiliges Opfer den Vater Zevs
„und ſeine gewafnete Tochter zu ergoͤtzen!„
Freilich urtheilten auch viele, wie jener
Schuſter am Bilde Apelles: allein die rechne
ich nicht: ſie haͤtten ſchweigen ſollen: auch
Klopſtock hat ſie nicht gerechnet. — „Und
„wird er deine Anmerkungen rechnen?„ Das
weiß ich nicht: aber menſchlich und billig
aufnehmen, das wird er. Jeder urtheilt,
was ſeine Augen ſehen. * Die meiſten
aber ſehen doch einerlei. Sollte alſo auch
mancher Klopſtockianer mir entgegen ru-
fen, was Nicomachus dort zu jenem
ſagte, der das Bild der Helena, von
Zevxes gemalt, tadelte: „Nimm meine
„Augen: und ſie wird dir eine Goͤttin ſchei-
„nen!„ Jch ſchreibe doch, vielleicht, was
viele bei ſich gedacht, oder gar ein Genie,
das
* Th. 1. 10. 13. 16. 17.
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Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 2. Riga, 1767, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur02_1767/73>, abgerufen am 16.02.2025.
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