Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 1. Riga, 1767.de. Die beste Blüthe der Jugend in der Je älter der Jüngling wird, je mehr ern- tur.
de. Die beſte Bluͤthe der Jugend in der Je aͤlter der Juͤngling wird, je mehr ern- tur.
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de. Die beſte Bluͤthe der Jugend in der
Sprache war die Zeit der Dichter: jezt
ſangen die αοιδοι und ραψωδοι: da es noch
keine Schriftſteller gab, ſo verewigten ſie die
merkwuͤrdigſten Thaten durch Lieder: durch
Geſaͤnge lehrten ſie, und in den Geſaͤngen
waren nach der damaligen Zeit der Welt
Schlachten und Siege, Fabeln und Sitten-
ſpruͤche, Geſezze und Mythologie enthalten.
Daß dies bei den Griechen ſo geweſen, be-
weiſen die Buͤchertitel der aͤlteſten verlohrnen
Schriftſteller, und daß es bei jedem Volk ſo
geweſen, zeugen die aͤlteſten Nachrichten.
Je aͤlter der Juͤngling wird, je mehr ern-
ſte Weisheit und politiſche Geſeztheit ſeinen
Carakter bildet: je mehr wird er maͤnnlich,
und hoͤrt auf Juͤngling zu ſeyn. Eine Spra-
che, in ihrem maͤnnlichen Alter, iſt nicht ei-
gentlich mehr Poeſie; ſondern die ſchoͤne Proſe.
Jede hohe Stuffe neiget ſich wieder zum Ab-
fall, und wenn wir einen Zeitpunkt in der
Sprache fuͤr den am meiſten poetiſchen an-
nehmen: ſo muß nach demſelben die Dicht-
kunſt ſich wieder neigen. Je mehr ſie Kunſt
wird, je mehr entfernet ſie ſich von der Na-
tur.
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