Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 1. Riga, 1767.mehr Jnversionen; je mehr sie zur todten Bü- Aber * Litter. Br. Th. 17. p. 186.
mehr Jnverſionen; je mehr ſie zur todten Buͤ- Aber * Litter. Br. Th. 17. p. 186.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0106" n="102"/> mehr Jnverſionen; je mehr ſie zur todten Buͤ-<lb/> cherſprache zuruͤckgeſezzt iſt; deſto mindere.<lb/> Alles beweiſet die Franzoͤſiſche Sprache:<lb/> Diderot klagt, daß ihr die Grammatiker der<lb/> mittlern Zeiten, die ihre Sprachkunſt gebildet,<lb/> Feſſeln angelegt, unter denen ſie auch wirklich<lb/> noch jetzt ſeufzet. Wegen dieſes einfoͤrmigen<lb/> Ganges mag es vielleicht ſeyn, daß man ſie<lb/> eine Sprache der Vernunft nennet; daß ſie<lb/> eine ſo ſchoͤne Buͤcherſprache zum Leſen iſt.<lb/> Aber fuͤr das Poetiſche Genie iſt dieſe Spra-<lb/> che der Vernunft ein Fluch, und dieſe ſchoͤne<lb/> Buͤcherſprache hat, um im Reden nicht zu<lb/> ſchleppen, den fluͤchtigen und ungewiſſen Tritt<lb/> annehmen muͤſſen, der fuͤr die hohe Deklama-<lb/> tion dieſe galante Sprache Nervenlos macht.<lb/> Wenn es von unſern jetzigen Sprachen gilt,<lb/> „daß wir eine Menge <hi rendition="#fr">beſonderer</hi> Zwecke gar<lb/> „nicht durch die Wortfuͤgung anzuzeigen ver-<lb/> „moͤgend ſind: ſondern ſie nur muͤſſen aus<lb/> „dem Zuſammenhange errathen laſſen:„ <note place="foot" n="*">Litter. Br. Th. 17. p. 186.</note> ſo<lb/> iſt dieſe Unvollkommenheit gewiß vorzuͤglich<lb/> bei der Franzoͤſiſchen Sprache.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Aber</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [102/0106]
mehr Jnverſionen; je mehr ſie zur todten Buͤ-
cherſprache zuruͤckgeſezzt iſt; deſto mindere.
Alles beweiſet die Franzoͤſiſche Sprache:
Diderot klagt, daß ihr die Grammatiker der
mittlern Zeiten, die ihre Sprachkunſt gebildet,
Feſſeln angelegt, unter denen ſie auch wirklich
noch jetzt ſeufzet. Wegen dieſes einfoͤrmigen
Ganges mag es vielleicht ſeyn, daß man ſie
eine Sprache der Vernunft nennet; daß ſie
eine ſo ſchoͤne Buͤcherſprache zum Leſen iſt.
Aber fuͤr das Poetiſche Genie iſt dieſe Spra-
che der Vernunft ein Fluch, und dieſe ſchoͤne
Buͤcherſprache hat, um im Reden nicht zu
ſchleppen, den fluͤchtigen und ungewiſſen Tritt
annehmen muͤſſen, der fuͤr die hohe Deklama-
tion dieſe galante Sprache Nervenlos macht.
Wenn es von unſern jetzigen Sprachen gilt,
„daß wir eine Menge beſonderer Zwecke gar
„nicht durch die Wortfuͤgung anzuzeigen ver-
„moͤgend ſind: ſondern ſie nur muͤſſen aus
„dem Zuſammenhange errathen laſſen:„ * ſo
iſt dieſe Unvollkommenheit gewiß vorzuͤglich
bei der Franzoͤſiſchen Sprache.
Aber
* Litter. Br. Th. 17. p. 186.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |