Herder, Johann Gottfried von: Kritische Wälder. Bd. 2. Riga, 1769.Zweites Wäldchen. Harduin z. E. schießt den stumpfen Pfeil gegen Ho- lei a) p. 18 -- 23. N 5
Zweites Waͤldchen. Harduin z. E. ſchießt den ſtumpfen Pfeil gegen Ho- lei a) p. 18 — 23. N 5
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Zweites Waͤldchen.
Harduin z. E. ſchießt den ſtumpfen Pfeil gegen Ho-
raz ab: daß, da die Satyren deſſelben ſo ganz anders,
als ſeine Oden ſeyn, Horaz die Oden nicht geſchrie-
ben habe, ſolche Oden kaum habe ſchreiben koͤnnen.
Harduin alſo weiß ſo ſicher zu ſchließen, als in un-
ſern Zeiten Hr. Duſch, der es Leſſingen in die Au-
gen demonſtrirt hat, daß Er, Leſſing, der Catull
in Kleinigkeiten, durchaus kein tragiſches Genie ſeyn
koͤnne. Was ſoll nun der Retter Horaz? Den
harduinſchen Anfall als thoͤricht zeigen, und dazu
ſind fuͤr Vernuͤnftige ein Paar Worte gnug! —
Ja! mein Leſer! ſo wohlfeil kommen wir bei un-
ſerm Vindex nicht ab! Auf ſechs langen Seiten a)
ſchuͤttet er uns den locus communis aus, den er,
etwa als Knabe, vormals in ſeine Collektaneen zu-
ſammengetragen: non omnia poſſumus omnes;
ſunt autem, quibus etiam plura tentare licuit!
und ſo treten wider das Luftſpiel des tollen Har-
duins nicht weniger, als zwei und funfzig bewaff-
nete Maͤnner auf, Beiſpiele, die zuerſt, nach Kriegs-
liſt, mit ihm gemeinſchaftliche Sache zu machen
ſcheinen. Ploͤtzlich aber bricht der Hinterhalt her-
vor, und Harduin! du biſt verlohren! — Nun ſage
man: ſoll dieſe Exempelarmee gegen Harduin ſtrei-
ten? Nichts kleingroͤßers! nichts laͤcherlichers!
oder ſoll ſie eine Auseinanderſetzung des Satzes ſeyn:
wie fern ein Genie ſich an Einerlei und an Mehrer-
lei
a) p. 18 — 23.
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