"ter vom Zevs, so will ich vom Homer be- "ginnen."
Noch sind wir nicht in der Materie. Hr. Kl. zeigt erst, daß er mit seinem homerischen Tadel nicht zu ungelehrten Verächtern Homers gehöre a), daß niemand in der Welt die alten Schriftsteller mit mehr Bewunderung und Entzücken lese, als er, daß Homer bei allen diesen Fehlern, die Hr. Klotz ihm zeigen will, noch immer groß bleibe b), daß -- und dies alles in so erregendem Tone, mit so viel, ob gleich längst bekannten, Beispielen und Allgemeinsätzen, daß man keinen andern, als jenen eyklischen Dichter c) liest, und jedes Blatt mit der bewundernden Frage umschlägt: was will aus dem Männlein werden? Was hat dieser große Mann dem fehlerhaften Homer Unerhörtes zu zeigen, das so viel Vorbereitung und Aufmerksamkeit verdiente?
Vielleicht ist mein Leser so ungeduldig, als ich, und auf mich unwillig, daß ich den neuen Home- romastix noch nicht selbst reden lasse; allein, wenn Hr. Kl. zween Bogen lang vorbereitet, wie würde es denn dem Tone meines Werks entsprechen, nicht auch vorzubereiten? Jch muß also Schritt halten: sonst kommen wir alle drei, Hr. Klotz, der Leser und ich aus dem Takte.
Wie
a)p. 19.
b)p. 20--23.
c)Fortunam Priami cantabo. Horat. A. P.
A 5
Zweites Waͤldchen.
„ter vom Zevs, ſo will ich vom Homer be- „ginnen.„
Noch ſind wir nicht in der Materie. Hr. Kl. zeigt erſt, daß er mit ſeinem homeriſchen Tadel nicht zu ungelehrten Veraͤchtern Homers gehoͤre a), daß niemand in der Welt die alten Schriftſteller mit mehr Bewunderung und Entzuͤcken leſe, als er, daß Homer bei allen dieſen Fehlern, die Hr. Klotz ihm zeigen will, noch immer groß bleibe b), daß — und dies alles in ſo erregendem Tone, mit ſo viel, ob gleich laͤngſt bekannten, Beiſpielen und Allgemeinſaͤtzen, daß man keinen andern, als jenen eykliſchen Dichter c) lieſt, und jedes Blatt mit der bewundernden Frage umſchlaͤgt: was will aus dem Maͤnnlein werden? Was hat dieſer große Mann dem fehlerhaften Homer Unerhoͤrtes zu zeigen, das ſo viel Vorbereitung und Aufmerkſamkeit verdiente?
Vielleicht iſt mein Leſer ſo ungeduldig, als ich, und auf mich unwillig, daß ich den neuen Home- romaſtix noch nicht ſelbſt reden laſſe; allein, wenn Hr. Kl. zween Bogen lang vorbereitet, wie wuͤrde es denn dem Tone meines Werks entſprechen, nicht auch vorzubereiten? Jch muß alſo Schritt halten: ſonſt kommen wir alle drei, Hr. Klotz, der Leſer und ich aus dem Takte.
Wie
a)p. 19.
b)p. 20—23.
c)Fortunam Priami cantabo. Horat. A. P.
A 5
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Zweites Waͤldchen.
„ter vom Zevs, ſo will ich vom Homer be-
„ginnen.„
Noch ſind wir nicht in der Materie. Hr. Kl.
zeigt erſt, daß er mit ſeinem homeriſchen Tadel nicht
zu ungelehrten Veraͤchtern Homers gehoͤre a), daß
niemand in der Welt die alten Schriftſteller mit
mehr Bewunderung und Entzuͤcken leſe, als er,
daß Homer bei allen dieſen Fehlern, die Hr. Klotz
ihm zeigen will, noch immer groß bleibe b), daß
— und dies alles in ſo erregendem Tone, mit ſo
viel, ob gleich laͤngſt bekannten, Beiſpielen und
Allgemeinſaͤtzen, daß man keinen andern, als jenen
eykliſchen Dichter c) lieſt, und jedes Blatt mit der
bewundernden Frage umſchlaͤgt: was will aus dem
Maͤnnlein werden? Was hat dieſer große Mann
dem fehlerhaften Homer Unerhoͤrtes zu zeigen, das
ſo viel Vorbereitung und Aufmerkſamkeit verdiente?
Vielleicht iſt mein Leſer ſo ungeduldig, als ich,
und auf mich unwillig, daß ich den neuen Home-
romaſtix noch nicht ſelbſt reden laſſe; allein, wenn
Hr. Kl. zween Bogen lang vorbereitet, wie wuͤrde
es denn dem Tone meines Werks entſprechen, nicht
auch vorzubereiten? Jch muß alſo Schritt halten:
ſonſt kommen wir alle drei, Hr. Klotz, der Leſer
und ich aus dem Takte.
Wie
a) p. 19.
b) p. 20—23.
c) Fortunam Priami cantabo. Horat. A. P.
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Herder, Johann Gottfried von: Kritische Wälder. Bd. 2. Riga, 1769, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_kritische02_1769/15>, abgerufen am 16.02.2025.
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