Herder, Johann Gottfried von: Kritische Wälder. Bd. 2. Riga, 1769.Kritische Wälder. Einen ewigen Anblick; welch ein Anblick aber, Gottvor meinen Augen verewigt zu sehen, als -- einen zornigen Fuhrmann! Dazu muß Hr. Kl. aus Homer, Pindar und Ueberhaupt weiß ich noch keinen Durchweg, jedes a) p. 98. Ipse Deus sibi manus tribuit, dorsum, na-
sum, pedes etc. ist der Grund nicht bündig? Kritiſche Waͤlder. Einen ewigen Anblick; welch ein Anblick aber, Gottvor meinen Augen verewigt zu ſehen, als — einen zornigen Fuhrmann! Dazu muß Hr. Kl. aus Homer, Pindar und Ueberhaupt weiß ich noch keinen Durchweg, jedes a) p. 98. Ipſe Deus ſibi manus tribuit, dorſum, na-
ſum, pedes etc. iſt der Grund nicht buͤndig? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0102" n="96"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Kritiſche Waͤlder.</hi></fw><lb/> Einen ewigen Anblick; welch ein Anblick aber, Gott<lb/> vor meinen Augen verewigt zu ſehen, als — einen<lb/> zornigen Fuhrmann!</p><lb/> <p>Dazu muß Hr. Kl. aus Homer, Pindar und<lb/> allen Griechen wiſſen, daß in denen Zeiten, da ſich<lb/> Mythologie erzeugte, und die Kunſt galt, ein Pferd,<lb/> wie noch bei den Arabern und Aegyptern, ein ſehr<lb/> wuͤrdiges Geſchoͤpf, und Pferdeverrichtungen ſehr<lb/> edle Handthierungen waren — bei uns nicht mehr.<lb/> Was ſagt mir alſo dies Bild Gottes? Nichts, oder<lb/> etwas unwuͤrdiges. — Der Kuͤnſtler brauche es<lb/> alſo nicht, und laſſe den Klotziſchen Einfall immer<lb/> lieber wieder verungluͤcken.</p><lb/> <p>Ueberhaupt weiß ich noch keinen Durchweg,<lb/> um zwiſchen den hoͤchſten Foderungen der Religion<lb/> und der Kunſt mit einer Bildung Gottes, inſonder-<lb/> heit fuͤr ſich ſelbſt, mit Gnugthuung meiner ſelbſt,<lb/> durchzukommen. Die Religion zeigt mir den Voll-<lb/> kommenſten, den Allgnugſamen, den Geiſt: die<lb/> Kunſt bildet Koͤrper, Geiſter geben keine Figur,<lb/> das Vollkommenſte hat kein Bild. Hr. Kl. wende<lb/> nicht ein <note place="foot" n="a)"><hi rendition="#aq">p. 98. Ipſe Deus ſibi manus tribuit, dorſum, na-<lb/> ſum, pedes etc. iſt der Grund nicht buͤndig?</hi></note>: „Gott ſchreibe ſich ja ſelbſt Haͤnde,<lb/> „Hals, Fuͤße, Naſe zu.„ Bekannt! aber jedes<lb/> von dieſen theilweiſe, nichts mit dem andern zu-<lb/> ſammenhangend, daß es ein Ganzes bilden ſollte,<lb/> <fw place="bottom" type="catch">jedes</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [96/0102]
Kritiſche Waͤlder.
Einen ewigen Anblick; welch ein Anblick aber, Gott
vor meinen Augen verewigt zu ſehen, als — einen
zornigen Fuhrmann!
Dazu muß Hr. Kl. aus Homer, Pindar und
allen Griechen wiſſen, daß in denen Zeiten, da ſich
Mythologie erzeugte, und die Kunſt galt, ein Pferd,
wie noch bei den Arabern und Aegyptern, ein ſehr
wuͤrdiges Geſchoͤpf, und Pferdeverrichtungen ſehr
edle Handthierungen waren — bei uns nicht mehr.
Was ſagt mir alſo dies Bild Gottes? Nichts, oder
etwas unwuͤrdiges. — Der Kuͤnſtler brauche es
alſo nicht, und laſſe den Klotziſchen Einfall immer
lieber wieder verungluͤcken.
Ueberhaupt weiß ich noch keinen Durchweg,
um zwiſchen den hoͤchſten Foderungen der Religion
und der Kunſt mit einer Bildung Gottes, inſonder-
heit fuͤr ſich ſelbſt, mit Gnugthuung meiner ſelbſt,
durchzukommen. Die Religion zeigt mir den Voll-
kommenſten, den Allgnugſamen, den Geiſt: die
Kunſt bildet Koͤrper, Geiſter geben keine Figur,
das Vollkommenſte hat kein Bild. Hr. Kl. wende
nicht ein a): „Gott ſchreibe ſich ja ſelbſt Haͤnde,
„Hals, Fuͤße, Naſe zu.„ Bekannt! aber jedes
von dieſen theilweiſe, nichts mit dem andern zu-
ſammenhangend, daß es ein Ganzes bilden ſollte,
jedes
a) p. 98. Ipſe Deus ſibi manus tribuit, dorſum, na-
ſum, pedes etc. iſt der Grund nicht buͤndig?
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