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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 10. Riga, 1797.

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aus Grundsätzen begünstigt und die Völ-
ker thierisch macht. (abrutiret.)

Christliche Verfolger, meinte er, müsse
man als Narren aufs Theater bringen,
wenn man sie nicht als Unsinnige einsper-
ren wollte.

Hinter seine Abhandlungen setzte er
oft die Devise: Paradis aux Bienfaisans!
und gewiß genoß dieser bis an seinen letz-
ten Augenblick gleich- und wohldenkende
Mann dieses innern Paradieses. Als man
ihn in den letzten Zügen fragte: ob er
nicht noch etwas zu sagen habe? sagte er:
"ein Sterbender hat wenig zu sagen, wenn
er nicht aus Eitelkeit oder aus Schwäche
redet." -- Lebend sprach er nie aus die-
sen Gründen; und o möchte einst jeder
Buchstab von dem, das er damals in ei-
nem engen Nationalgesichtskreise schrieb,
im weitesten Umfange erfüllt werden!

aus Grundſaͤtzen beguͤnſtigt und die Voͤl-
ker thieriſch macht. (abrutiret.)

Chriſtliche Verfolger, meinte er, muͤſſe
man als Narren aufs Theater bringen,
wenn man ſie nicht als Unſinnige einſper-
ren wollte.

Hinter ſeine Abhandlungen ſetzte er
oft die Deviſe: Paradis aux Bienfaiſans!
und gewiß genoß dieſer bis an ſeinen letz-
ten Augenblick gleich- und wohldenkende
Mann dieſes innern Paradieſes. Als man
ihn in den letzten Zuͤgen fragte: ob er
nicht noch etwas zu ſagen habe? ſagte er:
„ein Sterbender hat wenig zu ſagen, wenn
er nicht aus Eitelkeit oder aus Schwaͤche
redet.“ — Lebend ſprach er nie aus die-
ſen Gruͤnden; und o moͤchte einſt jeder
Buchſtab von dem, das er damals in ei-
nem engen Nationalgeſichtskreiſe ſchrieb,
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[61/0068] aus Grundſaͤtzen beguͤnſtigt und die Voͤl- ker thieriſch macht. (abrutiret.) Chriſtliche Verfolger, meinte er, muͤſſe man als Narren aufs Theater bringen, wenn man ſie nicht als Unſinnige einſper- ren wollte. Hinter ſeine Abhandlungen ſetzte er oft die Deviſe: Paradis aux Bienfaiſans! und gewiß genoß dieſer bis an ſeinen letz- ten Augenblick gleich- und wohldenkende Mann dieſes innern Paradieſes. Als man ihn in den letzten Zuͤgen fragte: ob er nicht noch etwas zu ſagen habe? ſagte er: „ein Sterbender hat wenig zu ſagen, wenn er nicht aus Eitelkeit oder aus Schwaͤche redet.“ — Lebend ſprach er nie aus die- ſen Gruͤnden; und o moͤchte einſt jeder Buchſtab von dem, das er damals in ei- nem engen Nationalgeſichtskreiſe ſchrieb, im weiteſten Umfange erfuͤllt werden!

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 10. Riga, 1797, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet10_1797/68>, abgerufen am 26.11.2024.