Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 10. Riga, 1797.Ich irgend Milde fand, verschont' ich. Ich Er rief die Sklaven unsres Hauses, sie Befragend um ihr Schicksal. Alle traten Mit Freude vor ihn hin, erzählend ihm Ihr Leben. "Komm, o Edler, sprachen sie, Sieh unsre Kleider, unsre Wohnungen." Sie zeigten ihm ihr Geld; die Freigelaßnen Umringten uns und küßten unser Knie, Und schwuren, nie uns zu verlassen. Tief Gerührt stand Zimeo, die Augen jetzt Auf uns, dann auf die Sklaven wendend, dann Zum Himmel: "Mächtiger Orissa, der Die Schwarzen und die Weißen schuf, o sieh, Sieh auf die wahren Menschen; dann bestrafe Die Frevler! -- Reicht mir eure Hand! -- Von nun an Ich irgend Milde fand, verſchont' ich. Ich Er rief die Sklaven unſres Hauſes, ſie Befragend um ihr Schickſal. Alle traten Mit Freude vor ihn hin, erzaͤhlend ihm Ihr Leben. „Komm, o Edler, ſprachen ſie, Sieh unſre Kleider, unſre Wohnungen.“ Sie zeigten ihm ihr Geld; die Freigelaßnen Umringten uns und kuͤßten unſer Knie, Und ſchwuren, nie uns zu verlaſſen. Tief Geruͤhrt ſtand Zimeo, die Augen jetzt Auf uns, dann auf die Sklaven wendend, dann Zum Himmel: „Maͤchtiger Oriſſa, der Die Schwarzen und die Weißen ſchuf, o ſieh, Sieh auf die wahren Menſchen; dann beſtrafe Die Frevler! — Reicht mir eure Hand! — Von nun an <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="3"> <pb facs="#f0035" n="28"/> <l>Ich irgend Milde fand, verſchont' ich. Ich</l><lb/> <l>Verſchmaͤhte, ſelbſt mit ſchuldger Weißen Blut</l><lb/> <l>Mich zu beflecken. Sklaven, tretet her,</l><lb/> <l>Wie lebt ihr hier? — O wendet eure Herzen,</l><lb/> <l>Ihr Friedensmaͤnner, nicht vom <hi rendition="#g">Zimeo</hi>.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Er rief die Sklaven unſres Hauſes, ſie</l><lb/> <l>Befragend um ihr Schickſal. Alle traten</l><lb/> <l>Mit Freude vor ihn hin, erzaͤhlend ihm</l><lb/> <l>Ihr Leben. „Komm, o Edler, ſprachen ſie,</l><lb/> <l>Sieh unſre Kleider, unſre Wohnungen.“</l><lb/> <l>Sie zeigten ihm ihr Geld; die Freigelaßnen</l><lb/> <l>Umringten uns und kuͤßten unſer Knie,</l><lb/> <l>Und ſchwuren, nie uns zu verlaſſen.</l><lb/> <l>Tief</l><lb/> <l>Geruͤhrt ſtand <hi rendition="#g">Zimeo</hi>, die Augen jetzt</l><lb/> <l>Auf uns, dann auf die Sklaven wendend, dann</l><lb/> <l>Zum Himmel: „Maͤchtiger <hi rendition="#g">Oriſſa</hi>, der</l><lb/> <l>Die Schwarzen und die Weißen ſchuf, o ſieh,</l><lb/> <l>Sieh auf die wahren Menſchen; dann beſtrafe</l><lb/> <l>Die Frevler! — Reicht mir eure Hand! —</l><lb/> <l>Von nun an</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [28/0035]
Ich irgend Milde fand, verſchont' ich. Ich
Verſchmaͤhte, ſelbſt mit ſchuldger Weißen Blut
Mich zu beflecken. Sklaven, tretet her,
Wie lebt ihr hier? — O wendet eure Herzen,
Ihr Friedensmaͤnner, nicht vom Zimeo.
Er rief die Sklaven unſres Hauſes, ſie
Befragend um ihr Schickſal. Alle traten
Mit Freude vor ihn hin, erzaͤhlend ihm
Ihr Leben. „Komm, o Edler, ſprachen ſie,
Sieh unſre Kleider, unſre Wohnungen.“
Sie zeigten ihm ihr Geld; die Freigelaßnen
Umringten uns und kuͤßten unſer Knie,
Und ſchwuren, nie uns zu verlaſſen.
Tief
Geruͤhrt ſtand Zimeo, die Augen jetzt
Auf uns, dann auf die Sklaven wendend, dann
Zum Himmel: „Maͤchtiger Oriſſa, der
Die Schwarzen und die Weißen ſchuf, o ſieh,
Sieh auf die wahren Menſchen; dann beſtrafe
Die Frevler! — Reicht mir eure Hand! —
Von nun an
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