Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 10. Riga, 1797.Sei froh des Vergangenen! Jeglicher Labung froh, die du dem müden Pilger Darreichen konntest; danke dem Herrn der Welt, Der Dir zu reichen sie gab. Häuser, die deine Hände gestützt, Hütten, die deine Hände bevestigten, Siehe sie froh! -- Besuche des Greises Grab, Der sich an deinen Troststab lehnete. Komme der große Tag, an welchem der Schöpfung Herr Gericht hält! wann die Schaaren um ihn stehn Voll heiliger Erwartung. Sanfte Stille Verbreitet sich die sieben Himmel hindurch. Du trittst, ein Jüngling mit tausendmal tausend hervor Anzubeten. Der Spruch des Richters ist: "Was ihr der Menschheit thatet, thatet ihr Mir selbst. Geht ein zu eures Herren Freude." O 2
Sei froh des Vergangenen! Jeglicher Labung froh, die du dem muͤden Pilger Darreichen konnteſt; danke dem Herrn der Welt, Der Dir zu reichen ſie gab. Haͤuſer, die deine Haͤnde geſtuͤtzt, Huͤtten, die deine Haͤnde beveſtigten, Siehe ſie froh! — Beſuche des Greiſes Grab, Der ſich an deinen Troſtſtab lehnete. Komme der große Tag, an welchem der Schoͤpfung Herr Gericht haͤlt! wann die Schaaren um ihn ſtehn Voll heiliger Erwartung. Sanfte Stille Verbreitet ſich die ſieben Himmel hindurch. Du trittſt, ein Juͤngling mit tauſendmal tauſend hervor Anzubeten. Der Spruch des Richters iſt: „Was ihr der Menſchheit thatet, thatet ihr Mir ſelbſt. Geht ein zu eures Herren Freude.“ O 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0218" n="211"/> <lg n="3"> <l>Sei froh des Vergangenen!</l><lb/> <l>Jeglicher Labung froh, die du dem muͤden Pilger</l><lb/> <l>Darreichen konnteſt; danke dem Herrn der Welt,</l><lb/> <l>Der <hi rendition="#g">Dir</hi> zu reichen ſie gab.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Haͤuſer, die deine Haͤnde geſtuͤtzt,</l><lb/> <l>Huͤtten, die deine Haͤnde beveſtigten,</l><lb/> <l>Siehe ſie froh! — Beſuche des Greiſes Grab,</l><lb/> <l>Der ſich an deinen Troſtſtab lehnete.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Komme der große Tag, an welchem der</l><lb/> <l>Schoͤpfung Herr</l><lb/> <l>Gericht haͤlt! wann die Schaaren um ihn ſtehn</l><lb/> <l>Voll heiliger Erwartung. Sanfte Stille</l><lb/> <l>Verbreitet ſich die ſieben Himmel hindurch.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Du trittſt, ein Juͤngling mit tauſendmal</l><lb/> <l>tauſend hervor</l><lb/> <l>Anzubeten. Der Spruch des Richters iſt:</l><lb/> <l>„Was ihr der Menſchheit thatet, thatet ihr</l><lb/> <l>Mir ſelbſt. Geht ein zu eures Herren Freude.“</l> </lg> </lg> </div><lb/> <fw place="bottom" type="sig">O 2</fw><lb/> </body> </text> </TEI> [211/0218]
Sei froh des Vergangenen!
Jeglicher Labung froh, die du dem muͤden Pilger
Darreichen konnteſt; danke dem Herrn der Welt,
Der Dir zu reichen ſie gab.
Haͤuſer, die deine Haͤnde geſtuͤtzt,
Huͤtten, die deine Haͤnde beveſtigten,
Siehe ſie froh! — Beſuche des Greiſes Grab,
Der ſich an deinen Troſtſtab lehnete.
Komme der große Tag, an welchem der
Schoͤpfung Herr
Gericht haͤlt! wann die Schaaren um ihn ſtehn
Voll heiliger Erwartung. Sanfte Stille
Verbreitet ſich die ſieben Himmel hindurch.
Du trittſt, ein Juͤngling mit tauſendmal
tauſend hervor
Anzubeten. Der Spruch des Richters iſt:
„Was ihr der Menſchheit thatet, thatet ihr
Mir ſelbſt. Geht ein zu eures Herren Freude.“
O 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet10_1797 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet10_1797/218 |
Zitationshilfe: | Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 10. Riga, 1797, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet10_1797/218>, abgerufen am 16.02.2025. |