Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 10. Riga, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

der Anmaaßung, der Verschwendung. Ver-
gessen ist in ihm die Menschheit, die nach
ihm blos für den Staat, d. i. für Kö-
nige und Minister lebet.

Allgemach sind wir auch diesem Nebel
entkommen; aber ein anderes Glanzphan-
tom steigt in der Geschichte auf; nämlich,
die Berechnung der Unternehmun-
gen zu einer künftigen bessern
Republik
, zur besten Form des
Staats
, ja aller Staaten. Dies
Phantom täuschet ungemein, indem es of-
fenbar einen edleren Maasstab des Ver-
dienstes in die Geschichte bringt, als den
jene willkührliche Staatsplane enthielten,
ja gar mit den Namen Freiheit, Aufklä-
rung, höchste Glückseligkeit der Völker blen-
det. Wollte Gott, daß es nie täuschte!
Die Glückseligkeit Eines Volks
läßt sich dem andern und jedem andern

der Anmaaßung, der Verſchwendung. Ver-
geſſen iſt in ihm die Menſchheit, die nach
ihm blos fuͤr den Staat, d. i. fuͤr Koͤ-
nige und Miniſter lebet.

Allgemach ſind wir auch dieſem Nebel
entkommen; aber ein anderes Glanzphan-
tom ſteigt in der Geſchichte auf; naͤmlich,
die Berechnung der Unternehmun-
gen zu einer kuͤnftigen beſſern
Republik
, zur beſten Form des
Staats
, ja aller Staaten. Dies
Phantom taͤuſchet ungemein, indem es of-
fenbar einen edleren Maasſtab des Ver-
dienſtes in die Geſchichte bringt, als den
jene willkuͤhrliche Staatsplane enthielten,
ja gar mit den Namen Freiheit, Aufklaͤ-
rung, hoͤchſte Gluͤckſeligkeit der Voͤlker blen-
det. Wollte Gott, daß es nie taͤuſchte!
Die Gluͤckſeligkeit Eines Volks
laͤßt ſich dem andern und jedem andern

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0171" n="164"/>
der Anmaaßung, der Ver&#x017F;chwendung. Ver-<lb/>
ge&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t in ihm die Men&#x017F;chheit, die nach<lb/>
ihm blos <hi rendition="#g">fu&#x0364;r den Staat</hi>, d. i. fu&#x0364;r Ko&#x0364;-<lb/>
nige und Mini&#x017F;ter lebet.</p><lb/>
        <p>Allgemach &#x017F;ind wir auch die&#x017F;em Nebel<lb/>
entkommen; aber ein anderes Glanzphan-<lb/>
tom &#x017F;teigt in der Ge&#x017F;chichte auf; na&#x0364;mlich,<lb/>
die <hi rendition="#g">Berechnung der Unternehmun</hi>-<lb/><hi rendition="#g">gen zu einer ku&#x0364;nftigen be&#x017F;&#x017F;ern<lb/>
Republik</hi>, <hi rendition="#g">zur be&#x017F;ten Form des<lb/>
Staats</hi>, <hi rendition="#g">ja aller Staaten</hi>. Dies<lb/>
Phantom ta&#x0364;u&#x017F;chet ungemein, indem es of-<lb/>
fenbar einen edleren Maas&#x017F;tab des Ver-<lb/>
dien&#x017F;tes in die Ge&#x017F;chichte bringt, als den<lb/>
jene willku&#x0364;hrliche Staatsplane enthielten,<lb/>
ja gar mit den Namen Freiheit, Aufkla&#x0364;-<lb/>
rung, ho&#x0364;ch&#x017F;te Glu&#x0364;ck&#x017F;eligkeit der Vo&#x0364;lker blen-<lb/>
det. Wollte Gott, daß es nie ta&#x0364;u&#x017F;chte!<lb/>
Die <hi rendition="#g">Glu&#x0364;ck&#x017F;eligkeit Eines Volks</hi><lb/>
la&#x0364;ßt &#x017F;ich dem andern und jedem andern<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[164/0171] der Anmaaßung, der Verſchwendung. Ver- geſſen iſt in ihm die Menſchheit, die nach ihm blos fuͤr den Staat, d. i. fuͤr Koͤ- nige und Miniſter lebet. Allgemach ſind wir auch dieſem Nebel entkommen; aber ein anderes Glanzphan- tom ſteigt in der Geſchichte auf; naͤmlich, die Berechnung der Unternehmun- gen zu einer kuͤnftigen beſſern Republik, zur beſten Form des Staats, ja aller Staaten. Dies Phantom taͤuſchet ungemein, indem es of- fenbar einen edleren Maasſtab des Ver- dienſtes in die Geſchichte bringt, als den jene willkuͤhrliche Staatsplane enthielten, ja gar mit den Namen Freiheit, Aufklaͤ- rung, hoͤchſte Gluͤckſeligkeit der Voͤlker blen- det. Wollte Gott, daß es nie taͤuſchte! Die Gluͤckſeligkeit Eines Volks laͤßt ſich dem andern und jedem andern

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet10_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet10_1797/171
Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 10. Riga, 1797, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet10_1797/171>, abgerufen am 02.05.2024.