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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 10. Riga, 1797.

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Kahira.

Kahira, Königinn der Berbern, ahnend
Des Reiches Untergang, versammlete
Das Volk, und sprach also:
Was sollen uns die Schätze?
Was soll uns Gold und Silber,
Das uns die gier'gen Räuber
Mit neuen Kräften anzieht?
Ich that was ich vermochte,
Ich handelte großmüthig,
Gab frei die Kriegsgefangnen,
Und ihrem tapfern Feldherrn,
Dem letztgefangnen, sehet
Begegn' ich noch als Schwester.
Auf! meine guten Berbern,
Vielleicht verschafft uns Armuth,
Was Großmuth nicht verschaffte,
In edler Freiheit Ruh.
Kahira.

Kahira, Koͤniginn der Berbern, ahnend
Des Reiches Untergang, verſammlete
Das Volk, und ſprach alſo:
Was ſollen uns die Schaͤtze?
Was ſoll uns Gold und Silber,
Das uns die gier'gen Raͤuber
Mit neuen Kraͤften anzieht?
Ich that was ich vermochte,
Ich handelte großmuͤthig,
Gab frei die Kriegsgefangnen,
Und ihrem tapfern Feldherrn,
Dem letztgefangnen, ſehet
Begegn' ich noch als Schweſter.
Auf! meine guten Berbern,
Vielleicht verſchafft uns Armuth,
Was Großmuth nicht verſchaffte,
In edler Freiheit Ruh.
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[102/0109] Kahira. Kahira, Koͤniginn der Berbern, ahnend Des Reiches Untergang, verſammlete Das Volk, und ſprach alſo: Was ſollen uns die Schaͤtze? Was ſoll uns Gold und Silber, Das uns die gier'gen Raͤuber Mit neuen Kraͤften anzieht? Ich that was ich vermochte, Ich handelte großmuͤthig, Gab frei die Kriegsgefangnen, Und ihrem tapfern Feldherrn, Dem letztgefangnen, ſehet Begegn' ich noch als Schweſter. Auf! meine guten Berbern, Vielleicht verſchafft uns Armuth, Was Großmuth nicht verſchaffte, In edler Freiheit Ruh.

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 10. Riga, 1797, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet10_1797/109>, abgerufen am 24.11.2024.