in welchen man zum Theil schon beide Spra- chen redet. Auch giebt es drittens keine Rivalität und Eifersucht zwischen beiden Völ- kern. Nie haben sie so lange, grausame, und große Angelegenheiten betreffende Kriege gegen einander geführt, als z. B. Frankreich mit England und Spanien. Dazu kommt viertens, daß unsre Armeen, entweder als Freunde oder als Feinde zu verschiednen Zei- ten in alle Theile von Deutschland gedrungen sind und die Völker mit unsern Gebräuchen und mit unsrer Sprache bekannt gemacht ha- ben. Auch findet die Deutsche Nation Ge- schmack am Reisen und reiset gewöhnlich zu- erst nach Frankreich. Fünftens hat die Auswanderung der refugies unsere Bürger, unsre Manufacturen, unsre Künste, unsern Geschmack, unsre Gebräuche, unsre Sprache nirgend so leicht verbreitet, nirgend so viel und so zahlreiche Colonieen gestiftet, als in Deutschland.
"Darf ich noch hinzusetzen, daß die große Anzahl von Höfen und Souverains, die den
in welchen man zum Theil ſchon beide Spra- chen redet. Auch giebt es drittens keine Rivalitaͤt und Eiferſucht zwiſchen beiden Voͤl- kern. Nie haben ſie ſo lange, grauſame, und große Angelegenheiten betreffende Kriege gegen einander gefuͤhrt, als z. B. Frankreich mit England und Spanien. Dazu kommt viertens, daß unſre Armeen, entweder als Freunde oder als Feinde zu verſchiednen Zei- ten in alle Theile von Deutſchland gedrungen ſind und die Voͤlker mit unſern Gebraͤuchen und mit unſrer Sprache bekannt gemacht ha- ben. Auch findet die Deutſche Nation Ge- ſchmack am Reiſen und reiſet gewoͤhnlich zu- erſt nach Frankreich. Fuͤnftens hat die Auswanderung der refugiés unſere Buͤrger, unſre Manufacturen, unſre Kuͤnſte, unſern Geſchmack, unſre Gebraͤuche, unſre Sprache nirgend ſo leicht verbreitet, nirgend ſo viel und ſo zahlreiche Colonieen geſtiftet, als in Deutſchland.
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in welchen man zum Theil ſchon beide Spra-
chen redet. Auch giebt es drittens keine
Rivalitaͤt und Eiferſucht zwiſchen beiden Voͤl-
kern. Nie haben ſie ſo lange, grauſame,
und große Angelegenheiten betreffende Kriege
gegen einander gefuͤhrt, als z. B. Frankreich
mit England und Spanien. Dazu kommt
viertens, daß unſre Armeen, entweder als
Freunde oder als Feinde zu verſchiednen Zei-
ten in alle Theile von Deutſchland gedrungen
ſind und die Voͤlker mit unſern Gebraͤuchen
und mit unſrer Sprache bekannt gemacht ha-
ben. Auch findet die Deutſche Nation Ge-
ſchmack am Reiſen und reiſet gewoͤhnlich zu-
erſt nach Frankreich. Fuͤnftens hat die
Auswanderung der refugiés unſere Buͤrger,
unſre Manufacturen, unſre Kuͤnſte, unſern
Geſchmack, unſre Gebraͤuche, unſre Sprache
nirgend ſo leicht verbreitet, nirgend ſo viel und ſo
zahlreiche Colonieen geſtiftet, als in Deutſchland.
„Darf ich noch hinzuſetzen, daß die große
Anzahl von Hoͤfen und Souverains, die den
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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 9. Riga, 1797, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet09_1797/36>, abgerufen am 27.07.2024.
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