Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 9. Riga, 1797.Vor einiger Zeit ließ es sich hier an, als *) Th. 30. S. 238.
Vor einiger Zeit ließ es ſich hier an, als *) Th. 30. S. 238.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0137" n="130"/> <p>Vor einiger Zeit ließ es ſich hier an, als<lb/> ob man mir gluͤcklichere Ausſichten machen<lb/> wollte. Aber ich ſehe wohl, daß man mir nur<lb/> das Maul ſchmieren wollen. Denkt man gar<lb/> nicht oder nicht ſo bald darauf, ſo koͤnnen ſie<lb/> ſehr verſichert ſeyn, daß ich fuͤr nichts in der<lb/> Welt mich hier halten laſſe; und in Jahr und<lb/> Tag laͤngſtens ſchreibe ich Dir aus einem an-<lb/> dern Ort. — Es iſt ohnedies zwar recht gut,<lb/> eine Zeitlang in einer großen Bibliothek zu ſtu-<lb/> diren; aber ſich darinn vergraben iſt eine Raſe-<lb/> rei. Ich merke es ſo gut als andre, daß die Ar-<lb/> beiten, die ich jetzt thue, mich ſtumpf machen.<lb/> Aber daher will ich auch je eher je lieber mit ih-<lb/> nen fertig ſeyn und meine Beitraͤge, ununterbro-<lb/> chen, bis auf die letzte Armſeeligkeit, die nach<lb/> meinem erſten Plan hineinkommen ſoll, fortſe-<lb/> tzen und ausfuͤhren. Dieſes nicht thun, wuͤrde<lb/> heißen, die drei Jahre, die ich nun hier zuge-<lb/> bracht, muthwillig verlieren wollen.“ <note place="foot" n="*)">Th. 30. S. 238.</note></p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [130/0137]
Vor einiger Zeit ließ es ſich hier an, als
ob man mir gluͤcklichere Ausſichten machen
wollte. Aber ich ſehe wohl, daß man mir nur
das Maul ſchmieren wollen. Denkt man gar
nicht oder nicht ſo bald darauf, ſo koͤnnen ſie
ſehr verſichert ſeyn, daß ich fuͤr nichts in der
Welt mich hier halten laſſe; und in Jahr und
Tag laͤngſtens ſchreibe ich Dir aus einem an-
dern Ort. — Es iſt ohnedies zwar recht gut,
eine Zeitlang in einer großen Bibliothek zu ſtu-
diren; aber ſich darinn vergraben iſt eine Raſe-
rei. Ich merke es ſo gut als andre, daß die Ar-
beiten, die ich jetzt thue, mich ſtumpf machen.
Aber daher will ich auch je eher je lieber mit ih-
nen fertig ſeyn und meine Beitraͤge, ununterbro-
chen, bis auf die letzte Armſeeligkeit, die nach
meinem erſten Plan hineinkommen ſoll, fortſe-
tzen und ausfuͤhren. Dieſes nicht thun, wuͤrde
heißen, die drei Jahre, die ich nun hier zuge-
bracht, muthwillig verlieren wollen.“ *)
*) Th. 30. S. 238.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |