Noch zwei vorzügliche Dichter folgen auf Pope, Young und Thomson. Je- ner, der durchaus ein Original seyn wollte, wetteiferte in seinen Nachtgedanken mit Shakespear, Milton, Pope und allen Lehrdichtern der Welt, in seinen Satyren mit Swift, (den er sehr unwerth behan- delt,) mit Pope und allen Satyrendich- tern, in seinen Trauerspielen mit Sha- kespeare, Otway u. f. Ein kühner Versuch, original zu seyn, mit welchem er aber doch am Ende nichts als Ser- mons, Predigten zu Stande brachte, er mochte sie Nachtgedanken, oder Oden, Satyren oder Trauerspiele überschreiben. Seine höchste und liebste Figur in den Nachtgedanken heißt Parenthyrsus, (Uebertreibung) die zwar allenthalben die witzigsten Tiraden, Eine aus der An- dern hervortreibt und unsäglich viel schöne
Noch zwei vorzuͤgliche Dichter folgen auf Pope, Young und Thomſon. Je- ner, der durchaus ein Original ſeyn wollte, wetteiferte in ſeinen Nachtgedanken mit Shakeſpear, Milton, Pope und allen Lehrdichtern der Welt, in ſeinen Satyren mit Swift, (den er ſehr unwerth behan- delt,) mit Pope und allen Satyrendich- tern, in ſeinen Trauerſpielen mit Sha- keſpeare, Otway u. f. Ein kuͤhner Verſuch, original zu ſeyn, mit welchem er aber doch am Ende nichts als Ser- mons, Predigten zu Stande brachte, er mochte ſie Nachtgedanken, oder Oden, Satyren oder Trauerſpiele uͤberſchreiben. Seine hoͤchſte und liebſte Figur in den Nachtgedanken heißt Parenthyrſus, (Uebertreibung) die zwar allenthalben die witzigſten Tiraden, Eine aus der An- dern hervortreibt und unſaͤglich viel ſchoͤne
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0113"n="94"/><p>Noch zwei vorzuͤgliche Dichter folgen<lb/>
auf <hirendition="#g">Pope</hi>, <hirendition="#g">Young</hi> und <hirendition="#g">Thomſon</hi>. Je-<lb/>
ner, der durchaus ein Original ſeyn wollte,<lb/>
wetteiferte in ſeinen Nachtgedanken mit<lb/><hirendition="#g">Shakeſpear</hi>, <hirendition="#g">Milton</hi>, <hirendition="#g">Pope</hi> und allen<lb/>
Lehrdichtern der Welt, in ſeinen Satyren<lb/>
mit <hirendition="#g">Swift</hi>, (den er ſehr unwerth behan-<lb/>
delt,) mit <hirendition="#g">Pope</hi> und allen Satyrendich-<lb/>
tern, in ſeinen Trauerſpielen mit <hirendition="#g">Sha</hi>-<lb/><hirendition="#g">keſpeare</hi>, <hirendition="#g">Otway</hi> u. f. Ein kuͤhner<lb/>
Verſuch, original zu ſeyn, mit welchem<lb/>
er aber doch am Ende nichts als Ser-<lb/>
mons, <hirendition="#g">Predigten</hi> zu Stande brachte,<lb/>
er mochte ſie Nachtgedanken, oder Oden,<lb/>
Satyren oder Trauerſpiele uͤberſchreiben.<lb/>
Seine hoͤchſte und liebſte Figur in den<lb/>
Nachtgedanken heißt <hirendition="#g">Parenthyrſus</hi>,<lb/>
(<hirendition="#g">Uebertreibung</hi>) die zwar allenthalben<lb/>
die witzigſten Tiraden, Eine aus der An-<lb/>
dern hervortreibt und unſaͤglich viel ſchoͤne<lb/></p></div></body></text></TEI>
[94/0113]
Noch zwei vorzuͤgliche Dichter folgen
auf Pope, Young und Thomſon. Je-
ner, der durchaus ein Original ſeyn wollte,
wetteiferte in ſeinen Nachtgedanken mit
Shakeſpear, Milton, Pope und allen
Lehrdichtern der Welt, in ſeinen Satyren
mit Swift, (den er ſehr unwerth behan-
delt,) mit Pope und allen Satyrendich-
tern, in ſeinen Trauerſpielen mit Sha-
keſpeare, Otway u. f. Ein kuͤhner
Verſuch, original zu ſeyn, mit welchem
er aber doch am Ende nichts als Ser-
mons, Predigten zu Stande brachte,
er mochte ſie Nachtgedanken, oder Oden,
Satyren oder Trauerſpiele uͤberſchreiben.
Seine hoͤchſte und liebſte Figur in den
Nachtgedanken heißt Parenthyrſus,
(Uebertreibung) die zwar allenthalben
die witzigſten Tiraden, Eine aus der An-
dern hervortreibt und unſaͤglich viel ſchoͤne
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 8. Riga, 1796, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet08_1796/113>, abgerufen am 23.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.