Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 7. Riga, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

Des Lebens Trost, der Muth zum Sterben
giebt,
Was Der Held sang, den Gott grundaus
geliebt,
Ward durch den Saal der ganzen Welt
gesungen,
Und regte sich in aller Christen Zungen --

sagt Opitz.

Nicht nur von Seiten des Inhalts,
sondern auch von Seiten der Form ward
dieser Gebrauch der Psalmen dem Geist und
Herzen der Menschen eine Wohlthat. Wie
man in keinem lyrischen Dichter der Grie-
chen und Römer soviel Lehre, Trost und
Unterweisung, wie hier, beisammen fand;
so war auch schwerlich irgendwo sonst,
(wenn man die Psalmen nur als Oden be-
trachtet,) eine so reiche Abwechselung des
Tons in jeder Gesangesart, wie hier, ge-
geben. Zwei Jahrtausende her sind diese

Des Lebens Troſt, der Muth zum Sterben
giebt,
Was Der Held ſang, den Gott grundaus
geliebt,
Ward durch den Saal der ganzen Welt
geſungen,
Und regte ſich in aller Chriſten Zungen —

ſagt Opitz.

Nicht nur von Seiten des Inhalts,
ſondern auch von Seiten der Form ward
dieſer Gebrauch der Pſalmen dem Geiſt und
Herzen der Menſchen eine Wohlthat. Wie
man in keinem lyriſchen Dichter der Grie-
chen und Roͤmer ſoviel Lehre, Troſt und
Unterweiſung, wie hier, beiſammen fand;
ſo war auch ſchwerlich irgendwo ſonſt,
(wenn man die Pſalmen nur als Oden be-
trachtet,) eine ſo reiche Abwechſelung des
Tons in jeder Geſangesart, wie hier, ge-
geben. Zwei Jahrtauſende her ſind dieſe

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <pb facs="#f0041" n="24"/>
          <l>Des Lebens Tro&#x017F;t, der Muth zum Sterben</l><lb/>
          <l>giebt,</l><lb/>
          <l>Was <hi rendition="#g">Der</hi> Held &#x017F;ang, den Gott grundaus</l><lb/>
          <l>geliebt,</l><lb/>
          <l>Ward durch den Saal der ganzen Welt</l><lb/>
          <l>ge&#x017F;ungen,</l><lb/>
          <l>Und regte &#x017F;ich in aller Chri&#x017F;ten Zungen &#x2014;</l>
        </lg><lb/>
        <p>&#x017F;agt <hi rendition="#g">Opitz</hi>.</p><lb/>
        <p>Nicht nur von Seiten des <hi rendition="#g">Inhalts</hi>,<lb/>
&#x017F;ondern auch von Seiten der <hi rendition="#g">Form</hi> ward<lb/>
die&#x017F;er Gebrauch der P&#x017F;almen dem Gei&#x017F;t und<lb/>
Herzen der Men&#x017F;chen eine Wohlthat. Wie<lb/>
man in keinem lyri&#x017F;chen Dichter der Grie-<lb/>
chen und Ro&#x0364;mer &#x017F;oviel Lehre, Tro&#x017F;t und<lb/>
Unterwei&#x017F;ung, wie hier, bei&#x017F;ammen fand;<lb/>
&#x017F;o war auch &#x017F;chwerlich irgendwo &#x017F;on&#x017F;t,<lb/>
(wenn man die P&#x017F;almen nur als Oden be-<lb/>
trachtet,) eine &#x017F;o reiche Abwech&#x017F;elung des<lb/>
Tons in jeder Ge&#x017F;angesart, wie hier, ge-<lb/>
geben. Zwei Jahrtau&#x017F;ende her &#x017F;ind die&#x017F;e<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[24/0041] Des Lebens Troſt, der Muth zum Sterben giebt, Was Der Held ſang, den Gott grundaus geliebt, Ward durch den Saal der ganzen Welt geſungen, Und regte ſich in aller Chriſten Zungen — ſagt Opitz. Nicht nur von Seiten des Inhalts, ſondern auch von Seiten der Form ward dieſer Gebrauch der Pſalmen dem Geiſt und Herzen der Menſchen eine Wohlthat. Wie man in keinem lyriſchen Dichter der Grie- chen und Roͤmer ſoviel Lehre, Troſt und Unterweiſung, wie hier, beiſammen fand; ſo war auch ſchwerlich irgendwo ſonſt, (wenn man die Pſalmen nur als Oden be- trachtet,) eine ſo reiche Abwechſelung des Tons in jeder Geſangesart, wie hier, ge- geben. Zwei Jahrtauſende her ſind dieſe

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet07_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet07_1796/41
Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 7. Riga, 1796, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet07_1796/41>, abgerufen am 21.11.2024.