zu erkennen, im Ueberwundenen den Tapfern zu ehren, endlich, die wehrlose, die kranke Menschheit mit ritterlicher Hand zu pfle- gen, zu warten; dies alles waren Pflich- ten des Ritterthums, die freilich mit gro- ßen Ausnahmen, allesammt auch nur un- ter dem Mantel der Religion, und noch nicht als reine Obliegenheiten des Menschen gesungen und eingeschärft wur- den. Sie öfneten indeß einer allgemeinern, reineren und höheren Tugend die Schran- ken, als selbst in einem weit engeren Be- zirk von der alten Heldensage der Grie- chen und Römer gepriesen werden konnte. Wenn Andacht, Liebe und Tapferkeit reiner Art sich ritterlich in einander ver- weben, erniedern sie den männlichen Cha- rakter nicht.
3. Liebe. Hier findet wohl kein Zwei- fel statt, daß die Hochachtung und
zu erkennen, im Ueberwundenen den Tapfern zu ehren, endlich, die wehrloſe, die kranke Menſchheit mit ritterlicher Hand zu pfle- gen, zu warten; dies alles waren Pflich- ten des Ritterthums, die freilich mit gro- ßen Ausnahmen, alleſammt auch nur un- ter dem Mantel der Religion, und noch nicht als reine Obliegenheiten des Menſchen geſungen und eingeſchaͤrft wur- den. Sie oͤfneten indeß einer allgemeinern, reineren und hoͤheren Tugend die Schran- ken, als ſelbſt in einem weit engeren Be- zirk von der alten Heldenſage der Grie- chen und Roͤmer geprieſen werden konnte. Wenn Andacht, Liebe und Tapferkeit reiner Art ſich ritterlich in einander ver- weben, erniedern ſie den maͤnnlichen Cha- rakter nicht.
3. Liebe. Hier findet wohl kein Zwei- fel ſtatt, daß die Hochachtung und
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zu erkennen, im Ueberwundenen den Tapfern
zu ehren, endlich, die wehrloſe, die kranke
Menſchheit mit ritterlicher Hand zu pfle-
gen, zu warten; dies alles waren Pflich-
ten des Ritterthums, die freilich mit gro-
ßen Ausnahmen, alleſammt auch nur un-
ter dem Mantel der Religion, und noch
nicht als reine Obliegenheiten des
Menſchen geſungen und eingeſchaͤrft wur-
den. Sie oͤfneten indeß einer allgemeinern,
reineren und hoͤheren Tugend die Schran-
ken, als ſelbſt in einem weit engeren Be-
zirk von der alten Heldenſage der Grie-
chen und Roͤmer geprieſen werden konnte.
Wenn Andacht, Liebe und Tapferkeit
reiner Art ſich ritterlich in einander ver-
weben, erniedern ſie den maͤnnlichen Cha-
rakter nicht.
3. Liebe. Hier findet wohl kein Zwei-
fel ſtatt, daß die Hochachtung und
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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 7. Riga, 1796, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet07_1796/170>, abgerufen am 16.02.2025.
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