ist bekannt; sie hießen Jeux des pois piles, Spiele zerstoßener Erbsen, und blie- ben es so lange, bis aus ihnen die fran- zösische Comödie hervorging, in wel- cher denn, so wie auf dem französischen Theater überhaupt, Repräsentation von jeher der Hauptgesichtspunkt gewesen und geblieben ist, nach welchem sich Alles ordnet. Es ist zu erweisen, daß Alles Gute und Mangelhafte des französischen Theaters offenbar aus Repräsentation, aus französischer Repräsentation erwachsen sei, als einem der Nation unab- leglichen Charakter. Jene Lebhaftigkeit und Natur des Spiels mit Anstand und Ge- fälligkeit begleitet, jene Klarheit nicht nur in der Exposition sondern auch in der gan- zen Oekonomie des Stücks, insonderheit in der Folge und Bindung seiner Scenen; in der Oper das Feierliche der Chöre, die
Pracht
iſt bekannt; ſie hießen Jeux des pois pilés, Spiele zerſtoßener Erbſen, und blie- ben es ſo lange, bis aus ihnen die fran- zoͤſiſche Comoͤdie hervorging, in wel- cher denn, ſo wie auf dem franzoͤſiſchen Theater uͤberhaupt, Repraͤſentation von jeher der Hauptgeſichtspunkt geweſen und geblieben iſt, nach welchem ſich Alles ordnet. Es iſt zu erweiſen, daß Alles Gute und Mangelhafte des franzoͤſiſchen Theaters offenbar aus Repraͤſentation, aus franzoͤſiſcher Repraͤſentation erwachſen ſei, als einem der Nation unab- leglichen Charakter. Jene Lebhaftigkeit und Natur des Spiels mit Anſtand und Ge- faͤlligkeit begleitet, jene Klarheit nicht nur in der Expoſition ſondern auch in der gan- zen Oekonomie des Stuͤcks, inſonderheit in der Folge und Bindung ſeiner Scenen; in der Oper das Feierliche der Choͤre, die
Pracht
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0145"n="128"/>
iſt bekannt; ſie hießen <hirendition="#aq">Jeux des pois pilés,</hi><lb/><hirendition="#g">Spiele zerſtoßener Erbſen</hi>, und blie-<lb/>
ben es ſo lange, bis aus ihnen die <hirendition="#g">fran</hi>-<lb/><hirendition="#g">zoͤſiſche Comoͤdie</hi> hervorging, in wel-<lb/>
cher denn, ſo wie auf dem <hirendition="#g">franzoͤſiſchen<lb/>
Theater</hi> uͤberhaupt, <hirendition="#g">Repraͤſentation</hi><lb/>
von jeher der Hauptgeſichtspunkt geweſen<lb/>
und geblieben iſt, nach welchem ſich Alles<lb/>
ordnet. Es iſt zu erweiſen, daß Alles<lb/>
Gute und Mangelhafte des franzoͤſiſchen<lb/>
Theaters offenbar aus <hirendition="#g">Repraͤſentation</hi>,<lb/>
aus <hirendition="#g">franzoͤſiſcher Repraͤſentation</hi><lb/>
erwachſen ſei, als einem der Nation unab-<lb/>
leglichen Charakter. Jene Lebhaftigkeit und<lb/>
Natur des Spiels mit Anſtand und Ge-<lb/>
faͤlligkeit begleitet, jene Klarheit nicht nur<lb/>
in der Expoſition ſondern auch in der gan-<lb/>
zen Oekonomie des Stuͤcks, inſonderheit<lb/>
in der Folge und Bindung ſeiner Scenen;<lb/>
in der Oper das Feierliche der Choͤre, die<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Pracht</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[128/0145]
iſt bekannt; ſie hießen Jeux des pois pilés,
Spiele zerſtoßener Erbſen, und blie-
ben es ſo lange, bis aus ihnen die fran-
zoͤſiſche Comoͤdie hervorging, in wel-
cher denn, ſo wie auf dem franzoͤſiſchen
Theater uͤberhaupt, Repraͤſentation
von jeher der Hauptgeſichtspunkt geweſen
und geblieben iſt, nach welchem ſich Alles
ordnet. Es iſt zu erweiſen, daß Alles
Gute und Mangelhafte des franzoͤſiſchen
Theaters offenbar aus Repraͤſentation,
aus franzoͤſiſcher Repraͤſentation
erwachſen ſei, als einem der Nation unab-
leglichen Charakter. Jene Lebhaftigkeit und
Natur des Spiels mit Anſtand und Ge-
faͤlligkeit begleitet, jene Klarheit nicht nur
in der Expoſition ſondern auch in der gan-
zen Oekonomie des Stuͤcks, inſonderheit
in der Folge und Bindung ſeiner Scenen;
in der Oper das Feierliche der Choͤre, die
Pracht
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 7. Riga, 1796, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet07_1796/145>, abgerufen am 28.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.