Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 6. Riga, 1795.Und da die Bildsäule der Mutter mit Stehe von fern' und wein', anschauender Wanderer. Tausend Schmerzen zeigen sich hier, die ein un- glückliches Wort Dieser Mutter gebracht. Zwölf Kinder, Brü- der und Schwestern, Liegen von Artemis Pfeil, liegen von Cynthius Pfeil Schon danieder; die andern ereilt ihr Köcher. Es ächzet Sipylus dort auf der Höh. Schaue, die Mutter erstarrt. In einem andern Epigramm hebet sie Und da die Bildſaͤule der Mutter mit Stehe von fern' und wein', anſchauender Wanderer. Tauſend Schmerzen zeigen ſich hier, die ein un- gluͤckliches Wort Dieſer Mutter gebracht. Zwoͤlf Kinder, Bruͤ- der und Schweſtern, Liegen von Artemis Pfeil, liegen von Cynthius Pfeil Schon danieder; die andern ereilt ihr Koͤcher. Es aͤchzet Sipylus dort auf der Hoͤh. Schaue, die Mutter erſtarrt. In einem andern Epigramm hebet ſie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0124" n="109"/> <p>Und da die Bildſaͤule der Mutter mit<lb/> denen um ſie getoͤdteten Kindern einen<lb/> entfernten Anblick forderte, ſo ſprach der<lb/> Dichter:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Stehe von fern' und wein', anſchauender</l><lb/> <l>Wanderer. Tauſend</l><lb/> <l>Schmerzen zeigen ſich hier, die ein un-</l><lb/> <l>gluͤckliches Wort</l><lb/> <l>Dieſer Mutter gebracht. Zwoͤlf Kinder, Bruͤ-</l><lb/> <l>der und Schweſtern,</l><lb/> <l>Liegen von <hi rendition="#g">Artemis</hi> Pfeil, liegen von</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Cynthius</hi> Pfeil</l><lb/> <l>Schon danieder; die andern ereilt ihr Koͤcher.</l><lb/> <l>Es aͤchzet</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Sipylus</hi> dort auf der Hoͤh. Schaue,</l><lb/> <l>die Mutter erſtarrt.</l> </lg><lb/> <p>In einem andern Epigramm hebet ſie<lb/> die Haͤnde empor; es loͤſet ſich ihr Haar;<lb/> ſeufzend ſchauet ſie umher; dieſer Tochter<lb/> ſchlaͤgt das Herz in der Angſt des Todes,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [109/0124]
Und da die Bildſaͤule der Mutter mit
denen um ſie getoͤdteten Kindern einen
entfernten Anblick forderte, ſo ſprach der
Dichter:
Stehe von fern' und wein', anſchauender
Wanderer. Tauſend
Schmerzen zeigen ſich hier, die ein un-
gluͤckliches Wort
Dieſer Mutter gebracht. Zwoͤlf Kinder, Bruͤ-
der und Schweſtern,
Liegen von Artemis Pfeil, liegen von
Cynthius Pfeil
Schon danieder; die andern ereilt ihr Koͤcher.
Es aͤchzet
Sipylus dort auf der Hoͤh. Schaue,
die Mutter erſtarrt.
In einem andern Epigramm hebet ſie
die Haͤnde empor; es loͤſet ſich ihr Haar;
ſeufzend ſchauet ſie umher; dieſer Tochter
ſchlaͤgt das Herz in der Angſt des Todes,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |