Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 5. Riga, 1795.der Philosophie seyn zu können, (arripien- der Philoſophie ſeyn zu koͤnnen, (arripien- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0201" n="38"/> der Philoſophie ſeyn zu koͤnnen, <hi rendition="#aq">(arripien-<lb/> dae tyrannidis in imperio philoſophico)</hi><lb/> aufgaͤben und den Ehrgeiz, eine Secte ſtif-<lb/> ten zu wollen, fahren ließen: denn eben<lb/> hieraus entſpringen jene ungeſchickte Par-<lb/> theilichkeiten, jene leere und eitle Buͤcher-<lb/> kriege, die der Wiſſenſchaft und dem Ge-<lb/> brauch der koſtbaren Zeit ſo ſehr ſchaden.<lb/> In der Geometrie kennt man keine Eukli-<lb/> dianer, Archimedianer, Apollinianer; alle<lb/> ſind von Einer Sekte, der Wahrheit zu<lb/> folgen, woher ſie ſich anbieten moͤge. Auch<lb/> wird niemand gebohren werden, der ſich<lb/> das ganze <hi rendition="#g">Patrimonium der Gelehr</hi>-<lb/><hi rendition="#g">ſamkeit</hi> zueigne, der das ganze Menſchen-<lb/> geſchlecht an Geiſt uͤbertreffe und alle Sterne<lb/> um ſich her ausloͤſche wie die aͤtheriſche<lb/> Sonne. Wir wollen den <hi rendition="#g">Des</hi>-<hi rendition="#g">Cartes</hi><lb/> loben, ja gar bewundern; deßhalb aber<lb/> wollen wir Andre nicht vernachlaͤßigen, bei<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [38/0201]
der Philoſophie ſeyn zu koͤnnen, (arripien-
dae tyrannidis in imperio philoſophico)
aufgaͤben und den Ehrgeiz, eine Secte ſtif-
ten zu wollen, fahren ließen: denn eben
hieraus entſpringen jene ungeſchickte Par-
theilichkeiten, jene leere und eitle Buͤcher-
kriege, die der Wiſſenſchaft und dem Ge-
brauch der koſtbaren Zeit ſo ſehr ſchaden.
In der Geometrie kennt man keine Eukli-
dianer, Archimedianer, Apollinianer; alle
ſind von Einer Sekte, der Wahrheit zu
folgen, woher ſie ſich anbieten moͤge. Auch
wird niemand gebohren werden, der ſich
das ganze Patrimonium der Gelehr-
ſamkeit zueigne, der das ganze Menſchen-
geſchlecht an Geiſt uͤbertreffe und alle Sterne
um ſich her ausloͤſche wie die aͤtheriſche
Sonne. Wir wollen den Des-Cartes
loben, ja gar bewundern; deßhalb aber
wollen wir Andre nicht vernachlaͤßigen, bei
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |