Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 5. Riga, 1795.dea) ihre Kinder aufopferte, um fremde dea) ihre Kinder aufopferte, um fremde <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0158" n="143"/> dea) ihre Kinder aufopferte, um fremde<lb/> Kinder als Sklaven zu erbeuten, die ihren<lb/> eignen Kindern uͤber kurtz oder lang zur Laſt<lb/> werden? Ungluͤcklich waͤre das Kind des Va-<lb/> terlandes, das, dahingegeben oder verkauft,<lb/> ins Schwert laufen, verwuͤſten, morden<lb/> muͤßte, um eine Eitelkeit zu befriedigen, die<lb/> Niemanden Vortheil gebieret. Der Ruhm<lb/> eines Vaterlandes kann zu unſrer Zeit und<lb/> fuͤr die noch ſchaͤrfer richtende Nachwelt kein<lb/> andrer ſeyn, als daß dieſe edle Mutter<lb/> ihren Kindern Sicherheit, Thaͤtigkeit, An-<lb/> laß zu jeder freien, wohlthaͤtigen Uebung,<lb/> kurz die Erziehung verſchaffe, die ihr ſelbſt<lb/> Schutz und Nutz, Wuͤrde und Ruhm iſt.<lb/> Alle Voͤlker Europa's, (andre Welttheile<lb/> nicht ausgeſchloſſen,) ſind jetzt im Wett-<lb/> ſtreit, nicht der koͤrperlichen ſondern der<lb/><hi rendition="#g">Geiſtes</hi>- <hi rendition="#g">und Kunſtkraͤfte</hi> mit ein-<lb/> ander. Wenn Eine oder zwei Nationen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [143/0158]
dea) ihre Kinder aufopferte, um fremde
Kinder als Sklaven zu erbeuten, die ihren
eignen Kindern uͤber kurtz oder lang zur Laſt
werden? Ungluͤcklich waͤre das Kind des Va-
terlandes, das, dahingegeben oder verkauft,
ins Schwert laufen, verwuͤſten, morden
muͤßte, um eine Eitelkeit zu befriedigen, die
Niemanden Vortheil gebieret. Der Ruhm
eines Vaterlandes kann zu unſrer Zeit und
fuͤr die noch ſchaͤrfer richtende Nachwelt kein
andrer ſeyn, als daß dieſe edle Mutter
ihren Kindern Sicherheit, Thaͤtigkeit, An-
laß zu jeder freien, wohlthaͤtigen Uebung,
kurz die Erziehung verſchaffe, die ihr ſelbſt
Schutz und Nutz, Wuͤrde und Ruhm iſt.
Alle Voͤlker Europa's, (andre Welttheile
nicht ausgeſchloſſen,) ſind jetzt im Wett-
ſtreit, nicht der koͤrperlichen ſondern der
Geiſtes- und Kunſtkraͤfte mit ein-
ander. Wenn Eine oder zwei Nationen
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