dies Publicum ist gerade das Mittel, selbst einem unnützen Wort Ansehen, Ge- wicht und Aufmerksamkeit zu geben. Und welcher bescheidne Mann wird ein Vor- mund des gesammten Menschenverstandes, des Publicums aller Zeiten und Länder zu seyn wagen? Laß jeden Wei- sen und Thoren schreiben nach seiner Wei- se, wenn er in zweifelhaften Fäl- len nur sich nennet, und niemand persönlich beleidiget.
Es sei mir erlaubt, mich hierüber zu erklären. Der weiseste Censor, wenn er auch die Stimme eines ganzen, ja des aufgeklärtesten Staates vorstellt, kann in Dem, was Lehre und Meinung betrifft, schwerlich die Stimme des Publicums, der sich ein Schriftsteller freiwillig unter- wirst, auf- oder überwiegen wollen. Wenn sein Urtheil auch die Weisheit Sa-
lomo's
dies Publicum iſt gerade das Mittel, ſelbſt einem unnuͤtzen Wort Anſehen, Ge- wicht und Aufmerkſamkeit zu geben. Und welcher beſcheidne Mann wird ein Vor- mund des geſammten Menſchenverſtandes, des Publicums aller Zeiten und Laͤnder zu ſeyn wagen? Laß jeden Wei- ſen und Thoren ſchreiben nach ſeiner Wei- ſe, wenn er in zweifelhaften Faͤl- len nur ſich nennet, und niemand perſoͤnlich beleidiget.
Es ſei mir erlaubt, mich hieruͤber zu erklaͤren. Der weiſeſte Cenſor, wenn er auch die Stimme eines ganzen, ja des aufgeklaͤrteſten Staates vorſtellt, kann in Dem, was Lehre und Meinung betrifft, ſchwerlich die Stimme des Publicums, der ſich ein Schriftſteller freiwillig unter- wirſt, auf- oder uͤberwiegen wollen. Wenn ſein Urtheil auch die Weisheit Sa-
lomo's
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dies Publicum iſt gerade das Mittel,
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welcher beſcheidne Mann wird ein Vor-
mund des geſammten Menſchenverſtandes,
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Laͤnder zu ſeyn wagen? Laß jeden Wei-
ſen und Thoren ſchreiben nach ſeiner Wei-
ſe, wenn er in zweifelhaften Faͤl-
len nur ſich nennet, und niemand
perſoͤnlich beleidiget.
Es ſei mir erlaubt, mich hieruͤber zu
erklaͤren. Der weiſeſte Cenſor, wenn er
auch die Stimme eines ganzen, ja des
aufgeklaͤrteſten Staates vorſtellt, kann in
Dem, was Lehre und Meinung betrifft,
ſchwerlich die Stimme des Publicums,
der ſich ein Schriftſteller freiwillig unter-
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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 5. Riga, 1795, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet05_1795/127>, abgerufen am 16.07.2024.
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