Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 4. Riga, 1794.Statt. Will man vorsetzliche Bosheit ehr- Wie unzeitige Barmherzigkeit der ärgste Statt. Will man vorſetzliche Bosheit ehr- Wie unzeitige Barmherzigkeit der aͤrgſte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0016" n="11"/> Statt. Will man vorſetzliche Bosheit ehr-<lb/> erbietig unterrichten, den Wolf bitten, die<lb/> Schaafe nicht zu freſſen, ſo wird Bosheit<lb/> durch die Ehre geſtaͤrkt, und andre zu glei-<lb/> cher Bosheit gereizt; <hi rendition="#aq">bonis nocet, malis<lb/> qui parcit.</hi></p><lb/> <p>Wie unzeitige Barmherzigkeit der aͤrgſte<lb/> Grimm iſt: ſo ſtiftet unzeitige Ehrerbietung<lb/> weit mehr Ungluͤck als unnoͤthiger, allzu-<lb/> großer Zorn. Der Paͤbſtler moͤrderiſcher<lb/> Eifer hat mit Geißeln, Martern, Brennen<lb/> die Welt nicht ſo verderbt, als die heim-<lb/> liche Herrſchſucht der beſcheidnen Hoͤflichen,<lb/> der heiligen Heuchler tuͤckiſche oder dumme<lb/> Sanftmuth. Wie die abgedroſchne Predigt<lb/> von der <hi rendition="#g">Freiheit</hi> eine Eitelkeit iſt: ſo<lb/> iſts mit dem Senf der <hi rendition="#g">Beſcheidenheit</hi><lb/> ein herber Betrug, daran ein Aufrichtiger<lb/> ſich nicht kehret. Den Betruͤger einen<lb/> Betruͤger zu nennen, gehoͤrt nicht nur zur<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [11/0016]
Statt. Will man vorſetzliche Bosheit ehr-
erbietig unterrichten, den Wolf bitten, die
Schaafe nicht zu freſſen, ſo wird Bosheit
durch die Ehre geſtaͤrkt, und andre zu glei-
cher Bosheit gereizt; bonis nocet, malis
qui parcit.
Wie unzeitige Barmherzigkeit der aͤrgſte
Grimm iſt: ſo ſtiftet unzeitige Ehrerbietung
weit mehr Ungluͤck als unnoͤthiger, allzu-
großer Zorn. Der Paͤbſtler moͤrderiſcher
Eifer hat mit Geißeln, Martern, Brennen
die Welt nicht ſo verderbt, als die heim-
liche Herrſchſucht der beſcheidnen Hoͤflichen,
der heiligen Heuchler tuͤckiſche oder dumme
Sanftmuth. Wie die abgedroſchne Predigt
von der Freiheit eine Eitelkeit iſt: ſo
iſts mit dem Senf der Beſcheidenheit
ein herber Betrug, daran ein Aufrichtiger
ſich nicht kehret. Den Betruͤger einen
Betruͤger zu nennen, gehoͤrt nicht nur zur
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