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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 4. Riga, 1794.

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über seine Kräfte, ein stiller Wohlthäter der
Menschheit.

Auch seine Uebersetzungen hatten diesen
Zweck, und sein Fleiß dabei war unermü-
det. Er bewarb sich bei ihnen sowohl um
die Eigenthümlichkeit des Gedankens, als
des Ausdrucks; mithin arbeitete er in bei-
den Sprachen. Er, Leßings Freund und
bei einer Schrift sein Mitübersetzer, wollte
nie ein Sprachverderber, wohl aber mit
Urtheil und Prüfung ein Erweiterer der
Sprache werden. Die falschen Nachah-
mungen in seiner Manier hassete er eben
sowohl als die Nachäffungen der Charak-
tere, die er dem Deutschen Publikum ver-
ständlich machte; er übersah und übersetzte
sein Buch als ein Mann von gesundem
Verstande.

Ein schätzbares Geschenk, das er uns
hätte geben können, wäre die Beschrei-

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uͤber ſeine Kraͤfte, ein ſtiller Wohlthaͤter der
Menſchheit.

Auch ſeine Ueberſetzungen hatten dieſen
Zweck, und ſein Fleiß dabei war unermuͤ-
det. Er bewarb ſich bei ihnen ſowohl um
die Eigenthuͤmlichkeit des Gedankens, als
des Ausdrucks; mithin arbeitete er in bei-
den Sprachen. Er, Leßings Freund und
bei einer Schrift ſein Mituͤberſetzer, wollte
nie ein Sprachverderber, wohl aber mit
Urtheil und Pruͤfung ein Erweiterer der
Sprache werden. Die falſchen Nachah-
mungen in ſeiner Manier haſſete er eben
ſowohl als die Nachaͤffungen der Charak-
tere, die er dem Deutſchen Publikum ver-
ſtaͤndlich machte; er uͤberſah und uͤberſetzte
ſein Buch als ein Mann von geſundem
Verſtande.

Ein ſchaͤtzbares Geſchenk, das er uns
haͤtte geben koͤnnen, waͤre die Beſchrei-

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[151/0156] uͤber ſeine Kraͤfte, ein ſtiller Wohlthaͤter der Menſchheit. Auch ſeine Ueberſetzungen hatten dieſen Zweck, und ſein Fleiß dabei war unermuͤ- det. Er bewarb ſich bei ihnen ſowohl um die Eigenthuͤmlichkeit des Gedankens, als des Ausdrucks; mithin arbeitete er in bei- den Sprachen. Er, Leßings Freund und bei einer Schrift ſein Mituͤberſetzer, wollte nie ein Sprachverderber, wohl aber mit Urtheil und Pruͤfung ein Erweiterer der Sprache werden. Die falſchen Nachah- mungen in ſeiner Manier haſſete er eben ſowohl als die Nachaͤffungen der Charak- tere, die er dem Deutſchen Publikum ver- ſtaͤndlich machte; er uͤberſah und uͤberſetzte ſein Buch als ein Mann von geſundem Verſtande. Ein ſchaͤtzbares Geſchenk, das er uns haͤtte geben koͤnnen, waͤre die Beſchrei- K 4

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 4. Riga, 1794, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet04_1794/156>, abgerufen am 28.11.2024.