Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 4. Riga, 1794.sie gleich selbst nichts hätte erfinden können Insonderheit ist der philosophisch- ſie gleich ſelbſt nichts haͤtte erfinden koͤnnen Inſonderheit iſt der philoſophiſch- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0144" n="139"/> ſie gleich ſelbſt nichts haͤtte erfinden koͤnnen<lb/> und moͤgen. <hi rendition="#g">Der philoſophiſche Geiſt</hi><lb/> iſt ſchaͤtzbar; die ausgemachte Meiſter-und<lb/> Zunftphiloſophie bei weitem nicht ſo ſehr,<lb/> ja ſie iſt dem Fortdringen oft ſchaͤdlich.</p><lb/> <p>Inſonderheit iſt der <hi rendition="#g">philoſophiſch</hi>-<lb/><hi rendition="#g">moraliſche</hi> Geiſt, der die Sitten der<lb/> Menſchen betrachtet, ihre Farben ſcheidet,<lb/> und wenn ich ſo ſagen darf, ihr Inneres<lb/> auswaͤrts kehrt, eine wahre Gabe des Him-<lb/> mels, ein unſerm Geſchlecht unentbehrliches<lb/> Gut. Stimme man nicht das alte Lied<lb/> an: „Menſchen ſind Menſchen! ſie ſind,<lb/> „was ſie waren, und werden bleiben was<lb/> „ſie ſind. Hat alle Moralphiloſophie ſie<lb/> „gebeſſert?“ Denn dieſem faulen truͤbſin-<lb/> nigen Wahn ſtehet mit nichten die Wahr-<lb/> heit zur Seite. Wenn wir auch nicht zum<lb/> Ziel gelangten, muͤſſen wir deßhalb nicht<lb/> in die Rennbahn? Ja wenn das Ziel der<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [139/0144]
ſie gleich ſelbſt nichts haͤtte erfinden koͤnnen
und moͤgen. Der philoſophiſche Geiſt
iſt ſchaͤtzbar; die ausgemachte Meiſter-und
Zunftphiloſophie bei weitem nicht ſo ſehr,
ja ſie iſt dem Fortdringen oft ſchaͤdlich.
Inſonderheit iſt der philoſophiſch-
moraliſche Geiſt, der die Sitten der
Menſchen betrachtet, ihre Farben ſcheidet,
und wenn ich ſo ſagen darf, ihr Inneres
auswaͤrts kehrt, eine wahre Gabe des Him-
mels, ein unſerm Geſchlecht unentbehrliches
Gut. Stimme man nicht das alte Lied
an: „Menſchen ſind Menſchen! ſie ſind,
„was ſie waren, und werden bleiben was
„ſie ſind. Hat alle Moralphiloſophie ſie
„gebeſſert?“ Denn dieſem faulen truͤbſin-
nigen Wahn ſtehet mit nichten die Wahr-
heit zur Seite. Wenn wir auch nicht zum
Ziel gelangten, muͤſſen wir deßhalb nicht
in die Rennbahn? Ja wenn das Ziel der
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |