Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 3. Riga, 1794.Denkest umsonst an Lebensgenuß. Drum Sollte dir aber dünken, es gingen des Herkules Thaten Diesen weit noch voran, so würdest du grö- ber dich irren: Denn was hat des Nemäischen Löwen gefürch- teter Rachen Schreckbares jetzt für uns? und der Zahn des arkadischen Keilers? Was aus Kreta der Stier? was des lernäi- schen Sumpfes Giftige Pest, die Hydra, mit zischenden Nat- tern umgürtet? Was kann die Riesenbrust des dreifachen Geryon, was die Rosse, die Flammen schnauben, die über Thra- ciens Felder Denkeſt umſonſt an Lebensgenuß. Drum Sollte dir aber duͤnken, es gingen des Herkules Thaten Dieſen weit noch voran, ſo wuͤrdeſt du groͤ- ber dich irren: Denn was hat des Nemaͤiſchen Loͤwen gefuͤrch- teter Rachen Schreckbares jetzt fuͤr uns? und der Zahn des arkadiſchen Keilers? Was aus Kreta der Stier? was des lernaͤi- ſchen Sumpfes Giftige Peſt, die Hydra, mit ziſchenden Nat- tern umguͤrtet? Was kann die Rieſenbruſt des dreifachen Geryon, was die Roſſe, die Flammen ſchnauben, die uͤber Thra- ciens Felder <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="4"> <pb facs="#f0045" n="36"/> <l>Denkeſt umſonſt an Lebensgenuß. Drum</l><lb/> <l>ſcheint er ein Gott uns,</l><lb/> <l>Und mit mehrerem Recht als jene, von dem</l><lb/> <l>in die Herzen</l><lb/> <l>Aller Voͤlker ſo ſuͤßer Troſt fuͤr das Leben</l><lb/> <l>gefloſſen.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Sollte dir aber duͤnken, es gingen des</l><lb/> <l>Herkules Thaten</l><lb/> <l>Dieſen weit noch voran, ſo wuͤrdeſt du groͤ-</l><lb/> <l>ber dich irren:</l><lb/> <l>Denn was hat des Nemaͤiſchen Loͤwen gefuͤrch-</l><lb/> <l>teter Rachen</l><lb/> <l>Schreckbares jetzt fuͤr uns? und der Zahn des</l><lb/> <l>arkadiſchen Keilers?</l><lb/> <l>Was aus Kreta der Stier? was des lernaͤi-</l><lb/> <l>ſchen Sumpfes</l><lb/> <l>Giftige Peſt, die Hydra, mit ziſchenden Nat-</l><lb/> <l>tern umguͤrtet?</l><lb/> <l>Was kann die Rieſenbruſt des dreifachen</l><lb/> <l>Geryon, was die</l><lb/> <l>Roſſe, die Flammen ſchnauben, die uͤber Thra-</l><lb/> <l>ciens Felder</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [36/0045]
Denkeſt umſonſt an Lebensgenuß. Drum
ſcheint er ein Gott uns,
Und mit mehrerem Recht als jene, von dem
in die Herzen
Aller Voͤlker ſo ſuͤßer Troſt fuͤr das Leben
gefloſſen.
Sollte dir aber duͤnken, es gingen des
Herkules Thaten
Dieſen weit noch voran, ſo wuͤrdeſt du groͤ-
ber dich irren:
Denn was hat des Nemaͤiſchen Loͤwen gefuͤrch-
teter Rachen
Schreckbares jetzt fuͤr uns? und der Zahn des
arkadiſchen Keilers?
Was aus Kreta der Stier? was des lernaͤi-
ſchen Sumpfes
Giftige Peſt, die Hydra, mit ziſchenden Nat-
tern umguͤrtet?
Was kann die Rieſenbruſt des dreifachen
Geryon, was die
Roſſe, die Flammen ſchnauben, die uͤber Thra-
ciens Felder
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