Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 3. Riga, 1794.Und seinen Kummer messen; und sich freun, Menschen, Tugend ist: Und wenn die Bösen alle gegen euch In ihrer Bosheit wüteten, und sich Verschworen hätten alle gegen euch, Von Menschenliebe nicht zu Menschenhaß Hinübergehen; immer, immer gut Den Bösen seyn; dem undankbaren Mann Exempel werden edler Dankbarkeit. Ihr meine lieben Menschen, Tugend ist: Dem Gotterschaffenen Erhalter seyn, Lebendigen das Leben fristen, rohen Stoff Umwenden, so daß er durch euren Fleiß Einst Leben zu dem Leben bringen muß. Ihr meine lieben Menschen, Tugend ist: Die Summe jedes Guten, welches Gott In seine Welt gelegt, an seinem Theil Und ſeinen Kummer meſſen; und ſich freun, Menſchen, Tugend iſt: Und wenn die Boͤſen alle gegen euch In ihrer Bosheit wuͤteten, und ſich Verſchworen haͤtten alle gegen euch, Von Menſchenliebe nicht zu Menſchenhaß Hinuͤbergehen; immer, immer gut Den Boͤſen ſeyn; dem undankbaren Mann Exempel werden edler Dankbarkeit. Ihr meine lieben Menſchen, Tugend iſt: Dem Gotterſchaffenen Erhalter ſeyn, Lebendigen das Leben friſten, rohen Stoff Umwenden, ſo daß er durch euren Fleiß Einſt Leben zu dem Leben bringen muß. Ihr meine lieben Menſchen, Tugend iſt: Die Summe jedes Guten, welches Gott In ſeine Welt gelegt, an ſeinem Theil <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="3"> <pb facs="#f0178" n="169"/> <l>Und ſeinen Kummer meſſen; und ſich freun,</l><lb/> <l>Daß etwa Gold und etwa Weisheit ihn</l><lb/> <l>Der Freude wiederbringen; ihn auch nicht,</l><lb/> <l>Wer ſeines Kummers Ueberwinder war,</l><lb/> <l>Erfahren laſſen —</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Menſchen, Tugend iſt:</l><lb/> <l>Und wenn die Boͤſen alle gegen euch</l><lb/> <l>In ihrer Bosheit wuͤteten, und ſich</l><lb/> <l>Verſchworen haͤtten alle gegen euch,</l><lb/> <l>Von Menſchenliebe nicht zu Menſchenhaß</l><lb/> <l>Hinuͤbergehen; immer, immer gut</l><lb/> <l>Den Boͤſen ſeyn; dem undankbaren Mann</l><lb/> <l>Exempel werden edler Dankbarkeit.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Ihr meine lieben Menſchen, Tugend iſt:</l><lb/> <l>Dem Gotterſchaffenen Erhalter ſeyn,</l><lb/> <l>Lebendigen das Leben friſten, rohen Stoff</l><lb/> <l>Umwenden, ſo daß er durch euren Fleiß</l><lb/> <l>Einſt Leben zu dem Leben bringen muß.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Ihr meine lieben Menſchen, Tugend iſt:</l><lb/> <l>Die Summe jedes Guten, welches Gott</l><lb/> <l>In ſeine Welt gelegt, an ſeinem Theil</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [169/0178]
Und ſeinen Kummer meſſen; und ſich freun,
Daß etwa Gold und etwa Weisheit ihn
Der Freude wiederbringen; ihn auch nicht,
Wer ſeines Kummers Ueberwinder war,
Erfahren laſſen —
Menſchen, Tugend iſt:
Und wenn die Boͤſen alle gegen euch
In ihrer Bosheit wuͤteten, und ſich
Verſchworen haͤtten alle gegen euch,
Von Menſchenliebe nicht zu Menſchenhaß
Hinuͤbergehen; immer, immer gut
Den Boͤſen ſeyn; dem undankbaren Mann
Exempel werden edler Dankbarkeit.
Ihr meine lieben Menſchen, Tugend iſt:
Dem Gotterſchaffenen Erhalter ſeyn,
Lebendigen das Leben friſten, rohen Stoff
Umwenden, ſo daß er durch euren Fleiß
Einſt Leben zu dem Leben bringen muß.
Ihr meine lieben Menſchen, Tugend iſt:
Die Summe jedes Guten, welches Gott
In ſeine Welt gelegt, an ſeinem Theil
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