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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 2. Riga, 1793.

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Freunde auf, hielt seine Unterthanen an; sie
war ihm die Seele des Lebens. Auch sahe
er wohl, daß die Zeit fortrückte. Es schei-
net, (sagt er im Jahr 1777.) daß Europa
jetzt im Zuge ist, sich über alle Gegenstän-
de, die auf das Wohl der Menschheit am
meisten Einfluß haben, aufzuklären, und
man muß Euch das Zeugniß geben, daß
Ihr mehr als Einer unsrer Zeitgenossen
dazu beigetragen habt, es mit der Fackel
der Philosophie zu erleuchten." Wenn er
auf seinem Standpunkt, dazu im höchsten
Alter nicht in jede brausende Hoffnung
der Encyklopädie einstimmen konnte, so war
dies nicht nur ihm verzeihlich, sondern sehr
vernünftig. Der Menschheit zu viel und
zu wenig zutrauen wollen; beides ist schäd-
lich.

Daß es zu unsrer Zeit edle, gute, große,
selbst aufopfernde Seelen gebe, diesen Glau-

Freunde auf, hielt ſeine Unterthanen an; ſie
war ihm die Seele des Lebens. Auch ſahe
er wohl, daß die Zeit fortruͤckte. Es ſchei-
net, (ſagt er im Jahr 1777.) daß Europa
jetzt im Zuge iſt, ſich uͤber alle Gegenſtaͤn-
de, die auf das Wohl der Menſchheit am
meiſten Einfluß haben, aufzuklaͤren, und
man muß Euch das Zeugniß geben, daß
Ihr mehr als Einer unſrer Zeitgenoſſen
dazu beigetragen habt, es mit der Fackel
der Philoſophie zu erleuchten.“ Wenn er
auf ſeinem Standpunkt, dazu im hoͤchſten
Alter nicht in jede brauſende Hoffnung
der Encyklopaͤdie einſtimmen konnte, ſo war
dies nicht nur ihm verzeihlich, ſondern ſehr
vernuͤnftig. Der Menſchheit zu viel und
zu wenig zutrauen wollen; beides iſt ſchaͤd-
lich.

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[82/0087] Freunde auf, hielt ſeine Unterthanen an; ſie war ihm die Seele des Lebens. Auch ſahe er wohl, daß die Zeit fortruͤckte. Es ſchei- net, (ſagt er im Jahr 1777.) daß Europa jetzt im Zuge iſt, ſich uͤber alle Gegenſtaͤn- de, die auf das Wohl der Menſchheit am meiſten Einfluß haben, aufzuklaͤren, und man muß Euch das Zeugniß geben, daß Ihr mehr als Einer unſrer Zeitgenoſſen dazu beigetragen habt, es mit der Fackel der Philoſophie zu erleuchten.“ Wenn er auf ſeinem Standpunkt, dazu im hoͤchſten Alter nicht in jede brauſende Hoffnung der Encyklopaͤdie einſtimmen konnte, ſo war dies nicht nur ihm verzeihlich, ſondern ſehr vernuͤnftig. Der Menſchheit zu viel und zu wenig zutrauen wollen; beides iſt ſchaͤd- lich. Daß es zu unſrer Zeit edle, gute, große, ſelbſt aufopfernde Seelen gebe, dieſen Glau-

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 2. Riga, 1793, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet02_1793/87>, abgerufen am 26.11.2024.