wir den obersten Herrn aller Herren oben in den Wolken sehen kommen und mit ihm davon fahren. Indeß mag das Regiment, der böse Pelz, ein plumpes Regiment blei- ben, und (die Personat ungemenget!) Gott befohlen lassen seyn, welchen er will her- vorziehen und erheben. Aenderung der Re- giment und Rechte gehen ohn groß Blut- vergießen nicht ab, wie alle Historien zeu- gen; und ehe man in Deutschland eine neue Weise des Reichs anrichtete, so wür- de es dreimal verheeret."
"Wiewohl mich auch zuweilen dünkt, daß die Regiment und Juristen wohl auch eines Luthers bedürften; aber ich besor- ge, sie möchten einen Münzer kriegen; darum ich nicht hoffen kann noch will, daß sie einen Luther kriegen werden. Es ist nicht zu rathen, daß man es ändere; sondern flicke und pletze daran, wer kann,
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wir den oberſten Herrn aller Herren oben in den Wolken ſehen kommen und mit ihm davon fahren. Indeß mag das Regiment, der boͤſe Pelz, ein plumpes Regiment blei- ben, und (die Perſonat ungemenget!) Gott befohlen laſſen ſeyn, welchen er will her- vorziehen und erheben. Aenderung der Re- giment und Rechte gehen ohn groß Blut- vergießen nicht ab, wie alle Hiſtorien zeu- gen; und ehe man in Deutſchland eine neue Weiſe des Reichs anrichtete, ſo wuͤr- de es dreimal verheeret.“
„Wiewohl mich auch zuweilen duͤnkt, daß die Regiment und Juriſten wohl auch eines Luthers beduͤrften; aber ich beſor- ge, ſie moͤchten einen Muͤnzer kriegen; darum ich nicht hoffen kann noch will, daß ſie einen Luther kriegen werden. Es iſt nicht zu rathen, daß man es aͤndere; ſondern flicke und pletze daran, wer kann,
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wir den oberſten Herrn aller Herren oben
in den Wolken ſehen kommen und mit ihm
davon fahren. Indeß mag das Regiment,
der boͤſe Pelz, ein plumpes Regiment blei-
ben, und (die Perſonat ungemenget!) Gott
befohlen laſſen ſeyn, welchen er will her-
vorziehen und erheben. Aenderung der Re-
giment und Rechte gehen ohn groß Blut-
vergießen nicht ab, wie alle Hiſtorien zeu-
gen; und ehe man in Deutſchland eine
neue Weiſe des Reichs anrichtete, ſo wuͤr-
de es dreimal verheeret.“
„Wiewohl mich auch zuweilen duͤnkt,
daß die Regiment und Juriſten wohl auch
eines Luthers beduͤrften; aber ich beſor-
ge, ſie moͤchten einen Muͤnzer kriegen;
darum ich nicht hoffen kann noch will,
daß ſie einen Luther kriegen werden. Es
iſt nicht zu rathen, daß man es aͤndere;
ſondern flicke und pletze daran, wer kann,
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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 2. Riga, 1793, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet02_1793/28>, abgerufen am 22.07.2024.
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