Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 2. Riga, 1793.scheinungen, und ordnen uns ihre Gestalten Wollen wir also vom Geist unsrer Wenn wir uns demnach auf Europa ſcheinungen, und ordnen uns ihre Geſtalten Wollen wir alſo vom Geiſt unſrer Wenn wir uns demnach auf Europa <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0020" n="15"/> ſcheinungen, und ordnen uns ihre Geſtalten<lb/> in einer wahrgenommenen Verbindung.</p><lb/> <p>Wollen wir alſo vom <hi rendition="#g">Geiſt unſrer<lb/> Zeit</hi> reden: ſo muͤſſen wir erſt beſtimmen,<lb/> was <hi rendition="#g">unſre</hi> Zeit ſei, welchen Umfang wir<lb/> ihr geben koͤnnen und moͤgen. Auf unſrer<lb/> runden Erde exſiſtiren auf einmal alle Zei-<lb/> ten, alle Stunden des Tages und Jahres,<lb/> vielleicht auch alle Zuſtaͤnde des menſchli-<lb/> chen Geſchlechts; wenigſtens koͤnnen wir<lb/> vorausſetzen, daß ſie exſiſtirt haben und exſi-<lb/> ſtiren werden. Alle Modificationen wech-<lb/> ſeln auf ihr, haben gewechſelt und werden<lb/> wechſeln, nachdem der Strom der Begeben-<lb/> heiten langſamer oder ſchneller die Wellen<lb/> treibet.</p><lb/> <p>Wenn wir uns demnach <hi rendition="#g">auf Europa</hi><lb/> bezirken: ſo iſt Europa auch nur ein Gedan-<lb/> kenbild, das wir uns etwa nach der Lage<lb/> ſeiner Laͤnder, nach ihrer Aehnlichkeit, Ge-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [15/0020]
ſcheinungen, und ordnen uns ihre Geſtalten
in einer wahrgenommenen Verbindung.
Wollen wir alſo vom Geiſt unſrer
Zeit reden: ſo muͤſſen wir erſt beſtimmen,
was unſre Zeit ſei, welchen Umfang wir
ihr geben koͤnnen und moͤgen. Auf unſrer
runden Erde exſiſtiren auf einmal alle Zei-
ten, alle Stunden des Tages und Jahres,
vielleicht auch alle Zuſtaͤnde des menſchli-
chen Geſchlechts; wenigſtens koͤnnen wir
vorausſetzen, daß ſie exſiſtirt haben und exſi-
ſtiren werden. Alle Modificationen wech-
ſeln auf ihr, haben gewechſelt und werden
wechſeln, nachdem der Strom der Begeben-
heiten langſamer oder ſchneller die Wellen
treibet.
Wenn wir uns demnach auf Europa
bezirken: ſo iſt Europa auch nur ein Gedan-
kenbild, das wir uns etwa nach der Lage
ſeiner Laͤnder, nach ihrer Aehnlichkeit, Ge-
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