Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 2. Riga, 1793.als verkannt; ich hörte den Namen eini- Zeiten waren gekommen, in denen nicht als verkannt; ich hoͤrte den Namen eini- Zeiten waren gekommen, in denen nicht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0100" n="95"/> als verkannt; ich hoͤrte den Namen eini-<lb/> ger meiner Freunde mit Liebe und Hoch-<lb/> achtung nennen. Man war aber weiter<lb/> gekommen; man dachte, und ſchrieb wie<lb/> die Alten. Zeiten, denen aͤhnlich, in denen<lb/> die edelſten Griechen und Roͤmer ſchrieben,<lb/> waren erſchienen; man ſchrieb, was man<lb/> ſah und that; und ſchrieb merkwuͤrdige<lb/> Dinge. Der Feldherr und Buͤrger, der<lb/> Philoſoph und Staatsmann trennten ſich<lb/> nicht von einander.</p><lb/> <p>Zeiten waren gekommen, in denen nicht<lb/> Strafen allein, ſondern auch oͤffentliche<lb/> Ehren und Belohnungen waren. Da leb-<lb/> ten Kuͤnſtler, da ſangen Dichter. Es war<lb/> Griechenland und war es auch nicht: denn<lb/> drittehalb Jahrtauſende waren nicht um-<lb/> ſonſt verfloſſen in dem immer auf einan-<lb/> der bauenden Tempel der Zeiten. Mein<lb/> Herz erhob ſich, da ich aus meinen Tagen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [95/0100]
als verkannt; ich hoͤrte den Namen eini-
ger meiner Freunde mit Liebe und Hoch-
achtung nennen. Man war aber weiter
gekommen; man dachte, und ſchrieb wie
die Alten. Zeiten, denen aͤhnlich, in denen
die edelſten Griechen und Roͤmer ſchrieben,
waren erſchienen; man ſchrieb, was man
ſah und that; und ſchrieb merkwuͤrdige
Dinge. Der Feldherr und Buͤrger, der
Philoſoph und Staatsmann trennten ſich
nicht von einander.
Zeiten waren gekommen, in denen nicht
Strafen allein, ſondern auch oͤffentliche
Ehren und Belohnungen waren. Da leb-
ten Kuͤnſtler, da ſangen Dichter. Es war
Griechenland und war es auch nicht: denn
drittehalb Jahrtauſende waren nicht um-
ſonſt verfloſſen in dem immer auf einan-
der bauenden Tempel der Zeiten. Mein
Herz erhob ſich, da ich aus meinen Tagen
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