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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 1. Riga, 1793.

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Uneingedenk der heiligen Lehren, und
Für jene Ader fühllos, die Gottes Hand
Im Herzen spannte, daß sie klo-
pfend
Unrecht und Recht und Erbarmen
lehre?

Von Menschen kaufte Menschen der Mensch,
und ward
Ein Teufel! -- Wer vermag den getrübten Blick
Zu heften auf des armen Mohren
Elend und Schmach und gezuckte
Geißel?
Aufs schwangre Weib, das jammernd die Hände
ringt
Am krummen Ufer; -- Thränenlos starret sie
Dem fernen Segel nach; noch schallt ihr
Dumpf in den Ohren das Hohn-
gelächter

Uneingedenk der heiligen Lehren, und
Fuͤr jene Ader fuͤhllos, die Gottes Hand
Im Herzen ſpannte, daß ſie klo-
pfend
Unrecht und Recht und Erbarmen
lehre?

Von Menſchen kaufte Menſchen der Menſch,
und ward
Ein Teufel! — Wer vermag den getruͤbten Blick
Zu heften auf des armen Mohren
Elend und Schmach und gezuckte
Geißel?
Aufs ſchwangre Weib, das jammernd die Haͤnde
ringt
Am krummen Ufer; — Thraͤnenlos ſtarret ſie
Dem fernen Segel nach; noch ſchallt ihr
Dumpf in den Ohren das Hohn-
gelaͤchter
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[180/0187] Uneingedenk der heiligen Lehren, und Fuͤr jene Ader fuͤhllos, die Gottes Hand Im Herzen ſpannte, daß ſie klo- pfend Unrecht und Recht und Erbarmen lehre? Von Menſchen kaufte Menſchen der Menſch, und ward Ein Teufel! — Wer vermag den getruͤbten Blick Zu heften auf des armen Mohren Elend und Schmach und gezuckte Geißel? Aufs ſchwangre Weib, das jammernd die Haͤnde ringt Am krummen Ufer; — Thraͤnenlos ſtarret ſie Dem fernen Segel nach; noch ſchallt ihr Dumpf in den Ohren das Hohn- gelaͤchter

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 1. Riga, 1793, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet01_1793/187>, abgerufen am 30.04.2024.