Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 2. Riga u. a., 1785.dulden. "Beim ersten Anblick, sagt der Gouverneur in Doch nicht allenthalben ists ihnen entrissen und glückli- ches a) Robertsons Gesch. von Amerika B. 1. S. 537.
dulden. „Beim erſten Anblick, ſagt der Gouverneur in Doch nicht allenthalben iſts ihnen entriſſen und gluͤckli- ches a) Robertſons Geſch. von Amerika B. 1. S. 537.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0076" n="64"/> dulden. „Beim erſten Anblick, ſagt der Gouverneur in<lb/> Braſilien, <hi rendition="#fr">Pinto</hi><note place="foot" n="a)"><hi rendition="#fr">Robertſons</hi> Geſch. von Amerika B. 1. S. 537.</note>, ſcheint ein Suͤdamerikaner ſanftmuͤ-<lb/> thig und harmlos; betrachtet man ihn genauer, ſo entdeckt<lb/> man in ſeinem Geſicht etwas Wildes, Argwoͤhniſches, Duͤ-<lb/> ſteres, Verdruͤßliches.“ Ob ſich nicht alles dieſes aus dem<lb/> Schickſal des Volks erklaͤren ließe? Sanftmuͤthig und harm-<lb/> los waren ſie, da ihr zu ihnen kamet; und das ungebildete<lb/> Wilde in den gutartigen Geſchoͤpfen zu dem, was in ihm<lb/> lag, haͤttet veredeln ſollen. Jetzt, koͤnnet ihr etwas anders<lb/> erwarten, als daß ſie argwoͤhniſch und duͤſter, den tiefſten<lb/> Verdruß unausloͤſchlich in ihrem Herzen naͤhren? Es iſt der<lb/> in ſich gekruͤmmte Wurm, der uns haͤßlich vorkommt, weil<lb/> wir ihn mit unſerm Fuß zertreten. Jn Peru iſt der Neger-<lb/> ſklave ein herrliches Geſchoͤpf gegen den unterdruͤckten Ar-<lb/> men, dem das Land zugehoͤret.</p><lb/> <p>Doch nicht allenthalben iſts ihnen entriſſen und gluͤckli-<lb/> cher Weiſe ſind die Cordilleras und die Wuͤſten in Chili da,<lb/> die ſo viel tapfern Nationen noch Freiheit geben. Da ſind<lb/> z. E. die unuͤberwundnen Malochen, die Puelchen und Arau-<lb/> ker, und die patagoniſchen Tehuelhets oder das große ſuͤdli-<lb/> che Volk, ſechs Fuß hoch, groß und ſtark. „Jhre Ge-<lb/> ſtalt iſt nicht unangenehm, ſie haben ein rundes, etwas fla-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ches</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [64/0076]
dulden. „Beim erſten Anblick, ſagt der Gouverneur in
Braſilien, Pinto a), ſcheint ein Suͤdamerikaner ſanftmuͤ-
thig und harmlos; betrachtet man ihn genauer, ſo entdeckt
man in ſeinem Geſicht etwas Wildes, Argwoͤhniſches, Duͤ-
ſteres, Verdruͤßliches.“ Ob ſich nicht alles dieſes aus dem
Schickſal des Volks erklaͤren ließe? Sanftmuͤthig und harm-
los waren ſie, da ihr zu ihnen kamet; und das ungebildete
Wilde in den gutartigen Geſchoͤpfen zu dem, was in ihm
lag, haͤttet veredeln ſollen. Jetzt, koͤnnet ihr etwas anders
erwarten, als daß ſie argwoͤhniſch und duͤſter, den tiefſten
Verdruß unausloͤſchlich in ihrem Herzen naͤhren? Es iſt der
in ſich gekruͤmmte Wurm, der uns haͤßlich vorkommt, weil
wir ihn mit unſerm Fuß zertreten. Jn Peru iſt der Neger-
ſklave ein herrliches Geſchoͤpf gegen den unterdruͤckten Ar-
men, dem das Land zugehoͤret.
Doch nicht allenthalben iſts ihnen entriſſen und gluͤckli-
cher Weiſe ſind die Cordilleras und die Wuͤſten in Chili da,
die ſo viel tapfern Nationen noch Freiheit geben. Da ſind
z. E. die unuͤberwundnen Malochen, die Puelchen und Arau-
ker, und die patagoniſchen Tehuelhets oder das große ſuͤdli-
che Volk, ſechs Fuß hoch, groß und ſtark. „Jhre Ge-
ſtalt iſt nicht unangenehm, ſie haben ein rundes, etwas fla-
ches
a) Robertſons Geſch. von Amerika B. 1. S. 537.
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