Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 2. Riga u. a., 1785.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>


der Gedankenlose Sinn, die geschwätzige Wohllust, die wir
bei den Schwarzen des festen Landes wahrnahmen, zeigt sich
auch bei den Negrillo's auf den Jnseln; nur allenthalben
gemäß ihrem Klima und ihrer Lebensweise. Viele dieser
Völker stehen noch auf der untersten Stuffe der Ausbildung,
weil sie von spätern Ankömmlingen, die jetzt die Ufer und
Ebnen bewohnen, auf die Gebürge gedrängt sind; daher
man auch wenig treue und sichre Nachricht von denselben
besitzetb).

Woher nun diese Aehnlichkeit der Negerbildung auf so
entfernten Jnseln? Gewiß nicht, weil Afrikaner, zumal in
so frühen Zeiten Colonien hieher sandten, sondern weil die
Natur überall gleichförmig wirket. Auch dies ist die Ge-
gend des heißesten Klima, nur von der Meeresluft gekühlt;
warum sollte es also nicht auch Negrillo's der Jnseln geben
können, wie es Neger des vesten Landes gab? zumal sie,
als die ersten Einwohner der Jnseln auch das tiefste Geprä-
ge der bildenden Natur dieses Erdstrichs an sich tragen müs-
sen. Hieher gehören also die Jgolotes auf den Philippinen

und
b) S. Reisen um die Welt Th. I. S. 554. Leipz. 1775.
Jdeen, II. Th. G


der Gedankenloſe Sinn, die geſchwaͤtzige Wohlluſt, die wir
bei den Schwarzen des feſten Landes wahrnahmen, zeigt ſich
auch bei den Negrillo's auf den Jnſeln; nur allenthalben
gemaͤß ihrem Klima und ihrer Lebensweiſe. Viele dieſer
Voͤlker ſtehen noch auf der unterſten Stuffe der Ausbildung,
weil ſie von ſpaͤtern Ankoͤmmlingen, die jetzt die Ufer und
Ebnen bewohnen, auf die Gebuͤrge gedraͤngt ſind; daher
man auch wenig treue und ſichre Nachricht von denſelben
beſitzetb).

Woher nun dieſe Aehnlichkeit der Negerbildung auf ſo
entfernten Jnſeln? Gewiß nicht, weil Afrikaner, zumal in
ſo fruͤhen Zeiten Colonien hieher ſandten, ſondern weil die
Natur uͤberall gleichfoͤrmig wirket. Auch dies iſt die Ge-
gend des heißeſten Klima, nur von der Meeresluft gekuͤhlt;
warum ſollte es alſo nicht auch Negrillo's der Jnſeln geben
koͤnnen, wie es Neger des veſten Landes gab? zumal ſie,
als die erſten Einwohner der Jnſeln auch das tiefſte Gepraͤ-
ge der bildenden Natur dieſes Erdſtrichs an ſich tragen muͤſ-
ſen. Hieher gehoͤren alſo die Jgolotes auf den Philippinen

und
b) S. Reiſen um die Welt Th. I. S. 554. Leipz. 1775.
Jdeen, II. Th. G
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0061" n="49"/><lb/>
der Gedankenlo&#x017F;e Sinn, die ge&#x017F;chwa&#x0364;tzige Wohllu&#x017F;t, die wir<lb/>
bei den Schwarzen des fe&#x017F;ten Landes wahrnahmen, zeigt &#x017F;ich<lb/>
auch bei den Negrillo's auf den Jn&#x017F;eln; nur allenthalben<lb/>
gema&#x0364;ß ihrem Klima und ihrer Lebenswei&#x017F;e. Viele die&#x017F;er<lb/>
Vo&#x0364;lker &#x017F;tehen noch auf der unter&#x017F;ten Stuffe der Ausbildung,<lb/>
weil &#x017F;ie von &#x017F;pa&#x0364;tern Anko&#x0364;mmlingen, die jetzt die Ufer und<lb/>
Ebnen bewohnen, auf die Gebu&#x0364;rge gedra&#x0364;ngt &#x017F;ind; daher<lb/>
man auch wenig treue und &#x017F;ichre Nachricht von den&#x017F;elben<lb/>
be&#x017F;itzet<note place="foot" n="b)">S. Rei&#x017F;en um die Welt Th. <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 554. Leipz. 1775.</note>.</p><lb/>
          <p>Woher nun die&#x017F;e Aehnlichkeit der Negerbildung auf &#x017F;o<lb/>
entfernten Jn&#x017F;eln? Gewiß nicht, weil Afrikaner, zumal in<lb/>
&#x017F;o fru&#x0364;hen Zeiten Colonien hieher &#x017F;andten, &#x017F;ondern weil die<lb/>
Natur u&#x0364;berall gleichfo&#x0364;rmig wirket. Auch dies i&#x017F;t die Ge-<lb/>
gend des heiße&#x017F;ten Klima, nur von der Meeresluft geku&#x0364;hlt;<lb/>
warum &#x017F;ollte es al&#x017F;o nicht auch Negrillo's der Jn&#x017F;eln geben<lb/>
ko&#x0364;nnen, wie es Neger des ve&#x017F;ten Landes gab? zumal &#x017F;ie,<lb/>
als die er&#x017F;ten Einwohner der Jn&#x017F;eln auch das tief&#x017F;te Gepra&#x0364;-<lb/>
ge der bildenden Natur die&#x017F;es Erd&#x017F;trichs an &#x017F;ich tragen mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en. Hieher geho&#x0364;ren al&#x017F;o die Jgolotes auf den Philippinen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Jdeen,</hi><hi rendition="#aq">II.</hi><hi rendition="#fr">Th.</hi> G</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[49/0061] der Gedankenloſe Sinn, die geſchwaͤtzige Wohlluſt, die wir bei den Schwarzen des feſten Landes wahrnahmen, zeigt ſich auch bei den Negrillo's auf den Jnſeln; nur allenthalben gemaͤß ihrem Klima und ihrer Lebensweiſe. Viele dieſer Voͤlker ſtehen noch auf der unterſten Stuffe der Ausbildung, weil ſie von ſpaͤtern Ankoͤmmlingen, die jetzt die Ufer und Ebnen bewohnen, auf die Gebuͤrge gedraͤngt ſind; daher man auch wenig treue und ſichre Nachricht von denſelben beſitzet b). Woher nun dieſe Aehnlichkeit der Negerbildung auf ſo entfernten Jnſeln? Gewiß nicht, weil Afrikaner, zumal in ſo fruͤhen Zeiten Colonien hieher ſandten, ſondern weil die Natur uͤberall gleichfoͤrmig wirket. Auch dies iſt die Ge- gend des heißeſten Klima, nur von der Meeresluft gekuͤhlt; warum ſollte es alſo nicht auch Negrillo's der Jnſeln geben koͤnnen, wie es Neger des veſten Landes gab? zumal ſie, als die erſten Einwohner der Jnſeln auch das tiefſte Gepraͤ- ge der bildenden Natur dieſes Erdſtrichs an ſich tragen muͤſ- ſen. Hieher gehoͤren alſo die Jgolotes auf den Philippinen und b) S. Reiſen um die Welt Th. I. S. 554. Leipz. 1775. Jdeen, II. Th. G

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_geschichte02_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_geschichte02_1785/61
Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 2. Riga u. a., 1785, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_geschichte02_1785/61>, abgerufen am 28.11.2024.